|
Stand 2021
die das Wort geben den freien Ausdruck fördern
nicht nur schriftlich
|
Man muß einmal genau hinhören: Der Lehrplan ist für den Lehrer da, daß er die Übersicht behält, wer schon was bearbeitet hat und welche Themen oder Stoffe für eine konkrete SchülereIn noch offen sind. Das ist eine ganz andere Sichtweise als üblich. Die SchülerIn gestaltet ihren individuellen Lehrplan, ganz nach ihren Interessen. Anregungen kommen von anderen SchülerInnen und deren Interessen. Anregungen kommen auch von der LehrerIn, die den Stoff überschaut, das Kind und seine Interessen kennt und daher gut vorschlagen kann, was auch interessant sein könnte, wo Lücken sind, die erkennt, wo die SchülerIn 'ausweicht' um dann den Grund für das Ausweichen aufzuspüren und das Kind unterstützt - entweder in seinem Ausweichen oder in der Auseinandersetzung mit eben dieser Schwierigkeit. Hier wird besonders deutlich, wie sich die Lehrerrolle verändert: Die LehrerIn erzwingt es nicht (weil es jetzt im Lehrplan steht und alle anderen es schon können), sondern das Kind ist der Führer in seinem individuellen Lernprogramm. Die LehrerIn braucht das Vertrauen, daß das Kind in seiner Lerngeschwindigkeit lernt und seine Lern(um)wege gehen muß. Einzig bei dem Fach "Geschichte" macht C. Freinet eine Ausnahme: "Fach und Materie verlangen seiner Meinung nach eine Interpretation der Fakten durch den erfahrenen, die Zusammenhänge und Hintergründe überblickenden Erzieher." [Jörg, Hans: Der Wochenarbeitsplan, in: Elise Freinet: Erziehen ohne Zwang, München 1985, S. 182 (Anhang)] Für alle anderen Fächer hat Freinet die Einschätzung, daß jede SchülerIn mit Hilfe der Arbeitsmittel alle Fragen und Probleme selbständig bewältigt. Meint: Durch die gemeinsamen Projekte, die aus den Interessen der SchülerInnen erwachsen, die Präsentationen vor der gesamten Klasse, durch Erkundungen in der wirklichen Welt (außerhalb der Schule) und auch durch Anregungen der LehrerIn werden alle Themen des Lehrplans so erfaßt und abgedeckt, daß eine Abschlußprüfung nicht schlechter bestanden werden kann als in der herkömmlichen Schule. Eine gute Darstellung, wie Wochenplanarbeit den Unterricht öffnen kann, findet sich bei Falko Peschel in seinem Werk: Offener Unterricht. An mehreren Beispielen zeigt er, wie der Wochenplan vom materialorientierten Arbeitsplan zu einer freinetischen Freiheit führen kann.
Sie haben das Wort: Wenn Sie Fragen haben, sich der Diskussion zum Wochenplan beteiligen oder ein Statement abgeben wollen, können sie das im Forum Freinet tun oder auch in Freinet-Online einen Beitrag schreiben.
|