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Stand 2021
die das Wort geben den freien Ausdruck fördern
nicht nur schriftlich
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Es ist in der derzeitigen pädagogischen Diskussion schon eine seltsame Sache: SchülerInnen sollen eine eigene Bewertung finden, gleichzeitig sollen Sie aber gefordert werden, d.h. an den Rand der Leisltungsfähigkeit gebracht werden. Pisa bescheinigt der Schule: Sie bewertet nach sozialen Kriterien. SchülerInnen zu ermöglichen, selbst einen Wert für Ihre Leistung zu finden (und so auch ein Selbstwertgefühl zu entwickeln), wird zwar immer wieder ausprobiert - auch mit gutem Erfolg - trotzdem bleibt die Bewertung in der Regel viel zu sehr Fremdbewertung durch die LehrerIn. Die Freinet-Pädagogik fordert SchülerInnen von Beginn an dazu auf, selbst ein Gefühl dafür zu entwickeln, was sie selbst können und leisten - auch im Vergleich mit anderen. Die Projektarbeit, regt ja selbst dazu an. Wenn das Arbeitsvorhaben vorgetragen wird, die Fragen aus der Klassen dazu gestellt werden, die Vorgehensweise festgelegt, die Arbeit durchgeführt, und schließlich die Präsentation vorgestellt wird, wird sehr deutlich, was diese Arbeit wert ist und welchen Anteil der einzelne daran hat. Freinet-Pädagogen tendieren daher auch zu Berichtszeugnissen, zu Zeugnisbriefen, weil sich nur so angemessen darstellen läßt, wie jemand gearbeitet hat. Folgerichtig geht es auch nicht so sehr um die abschließende Einschätzung, sondern um die Dokumentation des individuellen Lernweges und Lernfortschritts. Lerntagebücher und Portfolios (Zusammenstellungen von Schülerarbeiten), kreative Präsentationen, ... dokumentieren "Können" und "Beherrschen" auf ganz andere, intensivere Art. So ist es möglich, viele Facetten individuellen Lernens zu sehen, zu beschreiben, zu würdigen, daß die Vergabe einer Ziffernnote (auch die einer 1) sich dagegen wie eine 'Herabwürdigung des Kindes auf eine Ziffer' ausnimmt. Die Forderung nach der "Vergleichbarkeit" von Leistungen ist eine irrationale Phantasie. Sie mag zwar in der Klasse noch stimmen, aber selbst da ist eine 2 nicht unbedingt eine 2 und zur nächsten Klasse und zur nächsten Schule/Schulform oder gar im anderen Bundesland ist sie ein Muster ohne Wert. Die Belege sind Legion, daß die gleiche Arbeit - egal welches Fach - von verschiedenen Beurteilern auch verschieden beurteilt wird. Daran sind aber Lebenschancen geknüpft. Die Diskussion um die 'Vergleichbarkeit' (und die Aussagekraft) verhindert trefflich den Blick auf die Wirkungen und die Folgen dieses Verfahrens auf und für die Betroffenen.
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