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Bericht über RIDEF im Senegal

Veröffentlicht am Samstag 26 August 2006 13:06:27 von Juergen
Dieser Artikel wurde von Jürgen mitgeteilt
paedcom.jpgPeter Jakob aus der Schweiz war beim Ridef im Senegal.

Hier sein Bericht:

Das 26. Rencontre Internationale des Educateurs Freinet (RIDEF) fand zum ersten Mal in Afrika südlich der Sahara statt (1973 in Tunesien, 1975 in Algerien). Das gab die Gelegenheit, dass sich ca. 100 Afrikaner/innen (aus Senegal, Benin, Mali, Togo, Marokko, Mauretanien) mit ca. 100 Freinet-Lehrer/innen aus der übrigen Welt (Frankreich, D, A, Belgien, Italien, Schweden, Spanien, NL, Finnland, Rumänien, Schweiz; Mexiko, Kolumbien, Brasilien; Japan) treffen konnten.
Am ersten Tag richteten wir uns so gut es ging in den Räumen und dem Campus der Universität von St. Louis ein und genossen das reichliche Buffet coopératif. (Susanne zauberte als Schweizer Beitrag einen Kartoffelsalat herbei; ich schaffte es nicht, mein geplantes Bircher-Müesli anzurichten.)

Am Dienstagmorgen wurde in der Eröffnungssitzung in Referaten aus sengalesischer Sicht und aus der Sicht des Vorstands der FIMEM das Motto des RIDEF erläutert.
Une Education de qualité Pour Tous, une alternative
pour un développement endogène
Als Auflockerung sangen und tanzten etwa 100 senegalesische Kinder, welche die ASEM in ihre traditionellen Sommerferien-Kolonien aufgenommen hatte. Nach dem Mittagessen begannen dann die ersten Kurzateliers.

Dreimal fanden morgens die Langzeitateliers statt. Ich besuchte die Einführung von Michel Mulat in die neue FIMEM-Website www.fimem-freinet.org.


Am Mittwoch gab es den ersten Teil der FIMEM Generalversammlung. (Ich war ein bisschen abgelenkt, da in dieser Aula in einem nicht funktionierenden Ventilator ein Beutelmeisen-Pärchen nistete.) An der ersten Soirée interculturelle konnten wir Schweizer noch den Beiträgen der anderen zuschauen.


Am Donnerstag waren dann die grossen Exkursionen. Ich besuchte Diawar, das Dorf am Senegal-Fluss, wo Papa Meissa einige Jahre wirkte. Die Dorfschule zierten einige Gemälde, unter anderem ein Porträt von Célestin Freinet, dessen Pädagogik hier im Rahmen eines französisch-senegalesischen Partnerschaftsprojektes von Jean Le Gal bekannt gemacht wurde. Die Dorfgenossenschaft verarbeitet den hier angebauten Reis. Die Weltmarktpreise sind ruinös: für einen 72 Kilo-Sack Reis erhalten sie nur 2.70 Euro. Trotzdem gelang es ihnen, u.a. für die Selbstversorgung ein medizinisches Dispensaire aufzubauen. In der Regenzeit sind die Wege und Plätze von grossen Pfützen bedeckt. Und trotzdem sieht man viele heitere Gesichter.


Am Freitagnachmittag fand dann der zweite Teil der FIMEM Versammlung statt. Vor dem Hintergrund eines nicht gerade üppigen Budgets für die Jahre 2006-2008 von etwa 20'000 Euro Einnahmen und ca 21'000 Euro Ausgaben gab es längere Diskussionen um die Anzahl der FIMEM-Vorstandssitzungen (die etwa 12'000 Euro kosten) und um den Ort des nächsten RIDEF. Soll das RIDEF 2008 in Frankreich stattfinden (um hier auch 50 Jahre FIMEM zu feiern und mehr zahlungskräftige Europäer anzulocken) und das RIDEF in Mexiko auf 2010 verschoben werden? Die Voten der Italiener, Spanier und Lateinamerikaner führten dann zum Entscheid, das RIDEF doch schon 2008 in Mexiko stattfinden zu lassen. Bei den Wahlen in den FIMEM-Vorstand wurden aufgrund der Amtszeitbeschränkung Hartmut Glänzel (Deutschland) und Margarete Schele/Lena Anderson (Schweden) verabschiedet; Luba Kolebinova (Bulgarien), Michel Mulat (Frankreich) und Andi Honegger (Schweiz) wurden für ihre zweite Periode bestätigt; neu gewählt wurden Mamadou Demba (Senegal), Elke Hofmann (Deutschland) und Teresita Garduno (Mexiko). Für eine Weiterentwicklung der FIMEM-Charta wurde eine Arbeitsgruppe (mit vorwiegend Mitgliedern aus latinosprachigen Ländern) gebildet.



Über die letzten drei Tage kann ich nichts mehr berichten, da ich am Samstag schon wieder zurück in die Schweiz flog.
Senegal war für mich auch eine Konfrontation mit den Nöten der Entwicklungsländern (tiefe Weltmarktpreise, auf dem WC floss kein Wasser, Plastikabfall lag herum, das schwüle Wetter machte müde und liess einen doch nicht schlafen etc.), eine Verunsicherung in den Wert- und Zeitmasstäben (es wurde um die Preise und Leistungen gefeilscht, es gab immer wieder Verspätungen von 1 Stunde) und dann auch diese mehr orale Kultur, in der alles in langen Gesprächen erörtert wurde und man sich der gegenseitigen Hilfsbereitschaft versicherte („ich will kein Geld, es kommt von Herzen, aber zuhause muss eine Familie ernährt werden, kauf mir/oder meinem Bruder doch etwas ab, könntest du uns nicht noch eine nicht mehr gebrauchte XY bringen ...“) und dann doch wieder die erstaunliche Anzahl von Mobiltelefonen.

Peter JAKOB (Schweiz

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