"Freinet hat von Anfang an das alte Mittel der Lektion und ihr "Werkzeug", das Schulbuch, als völlig untauglich für ein kindgemäßes Lernen nach den Prinzipien seiner "natürliche Methode" bezeichnet. Das Schulbuch ist zu engstirnig, wenig geeignet, Neugierde und Wissensdurst zu wecken." [Laun 1982, S. 58]
Es knüpft nicht an die (Er-)Lebenswelt der Kinder an, sondern stülpt ihnen vielmehr die jeweilige Fachsystematik über.
>> Schluss mit den Schulbüchern
Damit steht Freinet bis heute in guter reformpädagogischer Tradition. Gleichzeitig beginnt Freinet schon in den zwanziger Jahren mit der Herstellung eigener Materialien (in Kooperation mit den KollegInnen) für den Unterricht. Diese Materialien ( >> Arbeitsbibliotheken) werden im Unterricht erprobt von KollegInnen überarbeitet und schließlich gedruckt. Was unterscheidet nun ein herkömmliches (von Freinet verteufeltes) Schulbuch von einem Freinet-Material?
Laun unterscheidet zwei Kategorien [Laun, 1982, S. 58ff]:
Karteien
Arbeitsbibliotheken
"Die Nachschlagekartei liefert Kurzinformationen auf Karteiblättern zu einem beliebigen Stichwort in leicht verständlicher Form.
Die Versuchskartei gibt Anleitungen zu naturwissenschaftlichen Versuchen und technischen Experimenten, z.B. über die Ausdehnung erwärmter Flüssigkeiten oder den Bau eines Windrades."
"Die Arbeitsbibliothek" (Bibliothèque de Travail) besteht aus einer Sammung von mittlerweile weit über 1500 Sachheften zu verschiedenen Themen. Die Hefte sind nach Altersstufen in Umfang, Themenaufbereitung und Aufmachung differenziert. Sie beinhalten alle nur denkbaren Aspekte der menschlichen Kultur. Sie informieren über Wissenschaft, Natur, Technik ebenso konkret wie über Lebensformen fremder Völker, bretonische Butter oder Schwangerschaft und Geburt eines Kindes. Ein übergreifendes dreifaches Register (pour tout classer) ordnet die Hefte nach Sachgebieten, Ordnungsnummern und Alphabet des Titels. So können rasch Querverbindungen gezogen werden und in kurzer Zeit hat man zu einem interessierenden Gebiet eine Reihe von Arbeitsheften zusammengestellt." [Laun (1982): S. 59]
Der Vorteil dieser Arbeitsmittel liegt auf der Hand:
Sie arbeiten mit Schülertexten und sind daher sprachlich viel näher an den Lernenden wie es je ein klassisches Lehrbuch sein kann.
Sie konzentrieren sich auf ein Thema und können daher alle möglichen Hinweise, Versuchsanleitungen, Querverbindungen enthalten, auf die ein klassisches Lehrbuch schon aus Umfangsgründen verzichten muss.
Der Produktionsaufwand in den Printmedien war bisher für Lehrbücher (Umfang, Aufmachung, Genehmigungsverfahren) wesentlich höher.
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Die Liste lässt sich sicherlich fortsetzen. Freinet hat auch sehr früh begonnen, auch audio-visuelle Medien in diese Materialien einzubeziehen und hat Tonbildreihen und Schallplatten - später Kassetten mit Steuerimpulsen für den Diaprojektor hergestellt. Diese Stand der Arbeitsmittel-Technik in der Hand der Kinder und Jugendlichen ist erst in jüngster Zeit durch CD und DVD im Unterricht eingeholt - ohne jedoch über die entsprechende Arbeitsmethodik zu verfügen.
Die Versuchskartei wird in den letzten Jahren - jedoch weitgehend ohne Rekurs auf Freinet und seine Pädagogik - vom entdeckenden Lernen vereinnahmt.
Die Genialität dieser Karteien und Bibliotheken ist ihre Vielseitigkeit. Wie geschaffen für einen Unterricht, in dem Kinder und Jugendliche nach ihren unterschiedlichen Interessen lernen können.
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