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title: Die Rechte der Kinder by Dietrich, Ingrid |
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Titel: | Die Rechte der Kinder |
Autor: | Dietrich, Ingrid | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 1 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1997 | | |
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Text:
Die SchülerInnen haben das Recht auf ihren eigenen Lernprozeß, ihre eigene Entwicklung und ihre Individualität.
Dies gilt besonders auch für beeinträchtigte Kinder, ausländische Kinder und Kinder anderer Muttersprachen.
Die Verschiedenheit der Lernenden ist eine Bereicherung - ihre "Gleichschaltung" ist verderblich.
Die Lernenden haben das Recht auf ihren eigenen Lernrhythmus.
Das Lernen soll Freude machen und in Erfolgserlebnissen münden.
Selektion aufgrund von Konkurrenz und Mißerfolg soll so weit wie möglich abgebaut werden.
Nicht Übernahme "fertiger" Ergebnisse, sondern eigenes Experimentieren und "tastendes Versuchen" sind Ziele des Lernprozesses.
Nicht Indoktrination durch vorgegebene "Schulbuch-Weisheiten", sondern eigene kritische Untersuchungen der Wirklichkeit sollen das Denken der SchülerInnen bestimmen.
Die SchülerInnen sind InitiatorInnen ihres eigenen Lernprozesses (mit Hilfe von individuellen Arbeitsplänen, Arbeitsmaterialien zur Selbstkorrektur, freien Texten und individueller Bewertung von Lernfortschritten).
Das Lernen der Klassengruppe soll in gemeinsamer Verantwortung kooperativ organisiert werden.
Die Selbstregulierung von Konflikten erfolgt im Klassenrat.
Schlagworte:
fr_koop_1-97
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Notiz:
entnommen aus: Dietrich I. (Hg.), Handbuch der Freinet-Pädagogik, Weinheim Basel 1995, S. 27
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ID: 3026 | hinzugefügt von Jürgen an 16:40 - 20.11.2007 |
title: Mein schönstes Ferienerlebnis! by Domenig, Wolfgang |
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Titel: | Mein schönstes Ferienerlebnis! |
Autor: | Domenig, Wolfgang | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 1 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1997 | | |
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Text:
Mein schönstes Ferienerlebnis!
So werden in diesem Herbst wieder viele Aufsätze der Schüler und Schülerinnen beginnen. Viele Kinder werden, wie jedes Jahr, ihre "aufregenden" Ferienerlebnisse zu Papier bringen und sich wie jedes Jahr schon auf die nächsten Aufsätze freuen, deren Überschriften wie jedes Jahr lauten werden:
Ein Erlebnis mit einen Tier
Das ist noch einmal gutgegangen
Als ich einmal Angst hatte
Es werden aber auch viele LehrerInnen darüber nachdenken, geeignetere Themen für die Aufsätze und Texte ihrer SchülerInnen zu finden. Sie werden wie jedes Jahr auf ihre Aufzeichnungen zurückgreifen, die Datenbanken ihrer Computer bemühen oder sich auf ihre Lehrbücher verlassen.
Doch werden sie vielleicht diesmal auf die Idee kommen ihre SchülerInnen zu fragen, worüber sie schreiben möchten?
Werden sie auf die Bedürfnisse und Gedanken ihrer SchülerInnen eingehen?
Werden sie ihren SchülerInnen Themen vorlegen oder werden sie die SchülerInnen die Themen für ihre Texte selbst wählen lassen?
Gibt es überhaupt Möglichkeiten und Methoden auf die Interessen und Bedürfnisse der SchülerInnen einzugehen und gute Ergebnisse zu erzielen?
Diese Möglichkeiten gibt es schon sehr lange und sie sind ein wichtiger Faktor der Freinet-Pädagogik, der FREIE TEXT. SchülerInnen schreiben freie Texte über Themen, die sie selbst auswählen. Sie schreiben, wenn sie selbst das Bedürfnis dazu haben. Die Kinder werden nicht in einer bestimmten Stunde dazu aufgefordert, zu einem bestimmten Thema etwas zu verfassen. Der freie Text muß wirklich frei sein, d.h. SchülerInnen schreiben Texte über Themen, die sie interessieren, die sie selbst auswählen. Wenn Kinder einen freien Text schreiben können, wann sie es wollen, so haben die LehrerInnen die Gewißheit, daß die Texte voller Kreativität und Spontaneität sind . Diese Texte bieten auch eine enge Verbindung mit der Erlebniswelt der Kinder, sie sind lebensnah, voll von ihren Konflikten sowie ihren Träumen und dadurch besitzen sie einen großen pädagogischen Wert.
Der freie Text muß natürlich motivierend sein, da es sonst nur zu einem Aufsatz über ein freies Thema kommt. Genau deshalb müssen die LehrerInnen die Arbeitsmotivation und die Arbeitsbedingungen ändern. Als Motivation für die SchülerInnen dienen Klassenzeitungen und Klassenkorrespondenz. Die freien Texte werden von den SchülerInnen selbst in der Klasse vorgelesen, gemeinsam korrigiert, in eine ansprechende Form gebracht und dann veröffentlicht. Eine Veröffentlichung kann durch eine Textschnur oder durch die Klassenzeitung erfolgen, damit wird der Schulöffentlichkeit mitgeteilt, was in der Klasse passiert.
Lesen und Schreiben werden dadurch nicht nur geübt, sondern geben den SchülerInnen einen Grund zu schreiben und dienen der wirklichen Kommunikation. Die SchülerInnen drücken ihre Gedanken, Erlebnisse, Phantasien und Träume aus. Sie bringen einen Teil ihrer eigenen Person ein und teilen sich dadurch anderen mit. Diese Techniken fördern den freien Selbstausdruck der Kinder, ermöglichen ein motiviertes kooperatives Arbeiten und stellen eine Verbindung von geistiger und körperlicher Arbeit dar. Diese Verbindung soll dazu führen, daß die Kinder zu einer eigenständigen Person heranwachsen und später ihr Leben erfolgreich und mutig in die Hand nehmen können.
Natürlich ist dies ein steiniger Weg, den die LehrerInnen beschreiten müssen. Doch je mehr ihn gehen, desto schneller werden die Steine aus dem Weg geräumt.
Verwendete Literatur:
Boehncke, Heiner; Hennig, Christoph; (Hg.) Pädagogische Texte
Hamburg 1980
Koitka Christine (Hg) Freinet-Pädagogik Berlin 1977
Schlagworte:
fr_koop_1-97
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ID: 3029 | hinzugefügt von Jürgen an 16:50 - 20.11.2007 |
title: Ma première by Gierlinger, Valérie Mag. |
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Titel: | Ma première |
Autor: | Gierlinger, Valérie Mag. | Sprache: | französisch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 4 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Ma première "expérience" de classe en pédagogie Freinet ?
Aout - septembre 1966 J'avais d'abord participé à un stage de pédagogie Freinet durant les vacances d'été et j'introduisis quelques "ateliers" dans ma classe dès la rentrée. Pourquoi? Dans ce cours préparatoire (1ère année d'Ecole Elementaire), il me semblait que les enfants ne faisaient rien d'autre que de la lecture et du calcul. Ces nouvelles activités (peinture, argile, découpages-collages, dessins libres sur le tableau) permettaient aux enfants de choisir librement leurs activités durant cette heure-là. Un planning quotidien en était fait et un bilan de travail. Cela me permettait aussi de gérer la différence de vitesse de travail des élèves: l'atelier de peinture était installé de facon permanente et pouvait accueillir quatre enfants qui avaient terminé l'activité imposée. Les élèves avaient aussi un bloc à dessin sur lequel ils dessinaient librement quand ils avaient du temps et qui permettait de trouver des "idées" pour les sujets de travail en peinture ou en collage.
Et puis la maitrise par la pratique de ces techniques permettait l'expression des élèves, donc une meilleure connaissance d'eux en tant qu'enfants - un tout autre rapport Enseignant/Enseigné. St. Loup, avril 1998
Schlagworte:
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ID: 3091 | hinzugefügt von Jürgen an 02:33 - 22.11.2007 |
title: Meine erste by Gierlinger, Valérie Mag. |
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Titel: | Meine erste |
Autor: | Gierlinger, Valérie Mag. | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 4 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Meine erste "Erfahrung" in der Schulklasse mit der Freinet-Pädagogik ?
August - September 1966 Ich hatte zuerst an einem Seminar über Freinet-Pädagogik während der Sommerferien teilgenommen und führte einige "Arbeitsstationen" in meiner Klasse ab Beginn des Schuljahres. Warum?
In dieser Erstklasse (N.B. des Übersetzers: in Frankreich gibt es fünf Jahre Volksschule) schien es mir, daß die Kinder an nichts arbeiten außer Lesen und Rechnen. Diese neue Aktivitäten (Malen, Arbeiten mit Tonerde, Schneiden-Kleben, Freizeichnen an der Tafel) erlaubten den Kindern, ihre Aktivitäten während dieser Stunde frei auszusuchen. Eine tägliche Planung wurde erstellt sowie eine Bilanz der Arbeit. Dies erlaubte mir auch, den Geschwindigkeitsunterschied der Schüler bei der Arbeit besser zu managen; die Aktivität Malerei war eine Dauereinrichtung und jederzeit zugänglich. Sie konnte vier Kinder aufnehmen, die mit ihrer Pflichtarbeit fertig waren. Die Schüler hatten auch einen Zeichenblock, auf den sie frei zeichnen konnten, sobald sie Zeit hatten. Dieser ermöglichte hier, "Ideen" für die Arbeitsthemen in Malerei oder Klebe-Atelier zu finden. Und die Beherrschung durch die Praxis dieser Techniken erlaubte den Schüler, sich auszudrücken, also eine bessere Kenntnis dieser Schüler als Kinder - ein ganz anderes Verhältnis Lehrer/Schüler !.....
St. Loup, April 1998 Originaltext von Michèle Habert verfaßt, Volksschul- und Kindergartenlehrerin aus Frankreich. Beginn der Karriere im Herbst 1961 als Volksschullehrerin in Chéroy (Frankreich). Seit zwei Jahren im Ruhestand.
Übersetzt von Mag. Valérie Gierlinger (Tochter), seit 1982 in Österreich wohnhaft.
Schlagworte:
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ID: 3092 | hinzugefügt von Jürgen an 02:35 - 22.11.2007 |
title: Reformpädagogik als Spiegel der Gesellschaft by Hintereicher, Petra |
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Titel: | Reformpädagogik als Spiegel der Gesellschaft |
Autor: | Hintereicher, Petra | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 2 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Reformpädagogik als Spiegel der Gesellschaft
Dr. Adam beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Reformpädagogik, hält zu diesem Thema seit 1975 regelmäßig Vorlesungen und meinte in seinen Ausführungen folgendes:
Über die österreichische Reformpädagogik wird man in Geschichtsbüchern kaum etwas finden, denn diese konzentrieren sich vor allem auf Deutschland und auf andere Länder, obwohl Österreich in diesem Bereich auch international Bedeutsames zu bieten hat:
Zum Beispiel: Die Schulreform unter Otto Glöckel, die Psychoanalytische Pädagogik mit August Aichhorn und Siegfried Bernfeld und die Schule von Eugenie Schwarzwald.
Was ist nun Reformpädagogik überhaupt, in welcher Zeit entstand sie, in welchen Formen manifestierte sie sich und inwiefern sie auch heute noch aktuell?
Entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts, wendete sich die Reformpädagogik mit radikaler Kritik gegen die traditionellen Formen von Erziehung und Unterricht. Sie blieb aber nicht bei der Kritik an der autoritären Erziehung und einem verkopften Schulwesen, da es die Schüler zu passivem Lernen zwang, stehen, sondern entwickelte im Laufe der Zeit bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung vielfältige alternative Formen.
Die reformpädagogische Bewegung begann mit einem seltsamen Phänomen. Berliner Gymnasiasten entwickelten einen Drang hinaus zur Natur und begannen zu wandern und erstaunlicherweise ergriff diese Wanderlust bald breite Teile der Jugend, so auch in Österreich. Diese "Wandervogelbewegung", die bald zum Ruf nach einem selbstbestimmten Leben der Jugend führte, war ein wesentlicher Impuls auch für die Pädagogik, denn diese entsprach schon lange nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Um das zu verstehen, muß weiter ausgeholt werden.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es zu einem radikalen Wandel der Gesellschaft, bedingt vor allem durch die Industrialisierung, die damit verbundene Änderung der Wirtschaft und der politischen Verfassung. Entwurzelung aus traditionellen Lebenszusammenhängen und Vermassung in Großstädten waren nur schwer zu ertragen. Der Widerspruch zwischen der von der Französischen Revolution proklamierten Idee von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und den entmenschlichenden Lebensformen wurde zunehmend unerträglicher. Seismograph dieser risikohaften Entwicklung war naturgemäß die Jugend, die gegen die Zumutungen der Gesellschaft zu rebellieren begann. Sie fanden aber auch bei Erziehern und Lehrern, die die Zeichen der Zeit erkannten und mit den bisherigen Formen ihres Erziehungsstiles immer unzufriedener wurden, Verbündete. Das Schulwesen, wie es sich seit dem 18. Jh. entwickelt hatte, war durch und durch vom mehr oder weniger aufgeklärten Absolutismus geprägt, d. h. zentralistisch von oben nach unten geordnet, das letzte und schwächste Glied in dieser Kette war der Schüler/die Schülerin. Erstes Gebot der Schule war Disziplin und Gehorsam. Das wesentlichste Erziehungsmittel: die Strafe. Obwohl sich die gesellschaftlichen Verhältnisse ab dem späten 19. Jh. in Richtung Selbstbestimmung und Demokratisierung wandelten, hielt die Schule unbeirrt an ihrem starren Konzept fest. In dieser immer unerträglicher werdenden Situation entstand die Reformpädagogik. Sie bedeutete eine radikale Blickänderung weg von den Anforderungen von Kirche, Staat, Wirtschaft etc. hin zum Kind, dessen Bedürfnissen und eigenen Lebensformen. "Diese Pädagogik vom Kinde aus" fand ihren ersten und äußerst einflußreichen Ausdruck in Ellen Keys Studie "Das Jahrhundert des Kindes". Schon hier zeigte sich die Internationalität dieser Aufbruchsbewegung, denn Ellen Key war Schwedin. Deutsche Pädagogen orientierten sich außerdem am englischen Modell des Landerziehungsheimes und der zunächst von John Deweys Idee des "Learning by doing". Darauf fußte wiederum der Arbeitsunterricht bzw. die Arbeitsschule, wo die Selbsttätigkeit der Schüler im Mittelpunkt steht: Zu dieser Strömung der Reformpädagogik hat neben Georg Kerschensteiner und Hugo Gaudig der französische Pädagoge Celestine Freinet einen besonders wichtigen und sehr praktikablen Beitrag geleistet. Freinets Arbeitsbegriff erscheint mir heute besonders diskussionswürdig, da er ihn als schöpferische und befriedigenden Tätigkeit versteht, im Unterschied zur entfremdeten Arbeit, die er als pflichtgemäße Aufgabe bezeichnet. Ähnlich wie in der Pädagogik von Maria Montessori verstand auch Freinet den Lehrer im Gegensatz zum verhaßten Pauker als Organisator und Berater, der die Bedürfnisse, der ihm "Anbefohlenen" ernst nimmt.
Eine weitere Errungenschaft der Reformpädagogik war die Projektmethode, bei welcher, im Unterschied zum starren Lehrplan und dem portionsmäßig vom Lehrer verabreichten Wissen, sich die Schüler selbst ihre Lernziele setzen, ihre entsprechenden Vorhaben selbst planen und in Team-Arbeit selbst ausführen. Auch von Österreich ist Bemerkenswertes zu berichten. Waren die Versuche mit alternativer Erziehung und neuem Unterricht meist auf Privatinitiativen beschränkt (wie zum Beispiel die berühmte Hauslehrerschule von Berthold Otto und Summerhill von Alexander S. Neil, die von den 68ern wiederentdeckt wurde), so wurde in Österreich unter dem damaligen sozialdemokratischen Staatssekretär (entspricht dem heutigen Unterrichtsminister) Otto Glöckel eine staatliche Schulreform im reformpädagogischen Geist für ein ganzes Land initiiert. Leider stießen diese Bestrebungen auf massiven Widerstand konservativer Kreise und konnten nur im Wege von halbherzigen Kompromissen verwirklicht werden. Nicht nur der Arbeitsunterricht wurde angegriffen, weil er den Schülern angeblich zu viel Freiheiten einräume, sondern auch das Konzept der Gesamtschule, weil es die hierarchische Struktur der Gesellschaft durcheinander bringen könnte. Als Kompromiß zwischen der alten Bürgerschule und der neuen Gesamtschule entstand die Hauptschule, wie sie ja auch heute noch existiert. Die Schulreform der 2. Republik erscheint wie ein Aufguß der Glöckelschen Schulreform mit den gleichen Ergebnissen. Nach lange Jahre währenden Schulversuchen ist nicht mehr als die sogenannte neue Hauptschule dabei herausgekommen. Es ist also kein Wunder, daß sich frustrierte, engagierte Pädagogen zunehmend von der äußeren, organisatorischen Schulreform der inneren Erneuerung der Schule zugewendet haben und dort mehr oder weniger einzelkämpferisch tätig sind.
Leider hat sich auch die Erziehungswissenschaft von einem Engagement für eine umfassende Schulreform verabschiedet.
Mit der Verbindung von Psychoanalyse und Pädagogik wurde in Österreich ein ganz wesentlicher Beitrag zur Erschließung der emotionalen Dimension der Entwicklung des Kindes und einer ihr entsprechenden Erziehung geleistet. Hier ist besonders an August Aichhorns Jugendheim "Oberhollabrunn", wie er es in seinem international bekanntgewordenen Werk "Verwahrloste Jugend" beschreibt, zu erinnern. Ebenso an Siegfried Bernfeld, der in seinem "Kinderheim Baumgarten" überdies den Versuch einer selbstorganisierten Erziehung unternahm. Bekannt wurde auch Bernfeld mit seinem schulkritischen Buch "Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung", wo er eine Pädagogik auf den Grundlagen der Theorien von Karl Marx und Sigmund Freud entwickelte. Und schließlich noch die bis vor kurzem kaum beachtete Eugenie Schwarzwald, die in den Jahren von 1901 - 1938 ein privates, vor allem der Mädchenbildung gewidmetes Schulwerk aufbaute. Dort wirkten nicht nur Lehrer, die später zu Weltruhm gelangten, wie zum Beispiel Oskar Kokoschka. Auch die Absolventinnen der Schwarzwald-Schule können auf erfolgreiche Karrieren zurückblicken, wie zum Beispiel die bekannten Schriftstellerinnen Hilde Spiel und Viki Baum oder die Schauspielerin Elisabeth Neumann-Viertel. Eugenie Schwarzwald führte auch einen Salon, wo sich fast alle bedeutenden österreichischen Kulturschaffenden trafen, unter ihnen auch Robert Musil, der sie in seinem Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" zum Vorbild der Diotima machte.
Was die Aktualität der Reformpädagogik betrifft, verwies Dr. Adam auf folgende Punkte:
Festzustellen ist zunächst, daß sie eine Bewegung der unzufriedenen Basis (Lehrer und Schüler) war, die sich gegen die Widerstände der "Obrigkeit" durchzusetzen hatte. Im Unterschied zu heute dürfte aber die Reformbereitschaft in weiten Kreisen größer gewesen sein als heute. Von pädagogischer Theorie hatten die damaligen engagierten Lehrer und aufbegehrenden Schüler wenig zu erwarten. Die Universitätspädagogik sprang auf den Zug erst auf als er schon abgefahren war. Gab es auch in den späten 60er Jahren eine produktive Koalition zwischen Theoretikern und Praktikern, so ist sie mittlerweile aufgrund ernüchternder Erfahrungen, die weniger bei den Beteiligten als in den gesellschaftlichen Verhältnissen zu suchen sind, zerbrochen. Hier scheint ein wesentlicher Ansatzpunkt für die weitere Arbeit zu sein. Neben der besonders wichtigen Vernetzung der einzelnen Reformaktivitäten der Basis sollte auch das Gespräch mit der Erziehungswissenschaft wieder aufgenommen werden. Mit diesem schloß Dr. Adam den kurzen Streifzug durch die Reformpädagogik.
* Möglichkeit des Zusatzstudiums Reformpädagogik an der Pädagogischen Akademie als Reaktion auf die aktuellen Bedürfnisse in der Gesellschaft
Literaturhinweise:
Adam E.: Die Österreichische Reformpädagogik 1918-1938. Symposiumsdokumentation. Böhlau, Wien, Köln, Graz 1981.
Adam E.: Die Schul- und Bildungspolitik der österreichischen Sozialdemokratie in der Ersten Republik. ÖBV. Wien 1983. (gem. mit Eva Reitmann u.a.).
Adam E.: Die österreichische Reformpädagogik - eine verschüttete Tradition. In: Rudolf O. Zucha (Hrsg.) Pädagogische Psychologie. Kritische Beiträge. Europaverlag Wien/München/Zürich.
Adam E.: Eugenie Schwarzwald und die Reformpädagogik. In: Robert Streibel: Eugene Schwarzwald und ihr Kreis. Picus-Verlag. Wien 1996.
Adam E.: Das pädagogische Experiment August Aichhorns. Die Psychoanalytische Pädagogik und ihre Entwicklung bis zur Gegenwart. Verlag Carinthia, Klagenfurt 1977.
Aichhorn A.: Ein Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik? Verlag Klaus Neubauer. Lüneburg 1989.
Bernfeld S.: Ein Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik? edition erlebnispädagogik. Lüneburg 1993.
Scheibe W.: Die Reformpädagogische Bewegung 1900-1932. Beltz Verlag Weinheim und Basel 1994.
Oelkers J.: Reformpädagogik. Eine kritische Dogmengeschichte. Juventa-Verlag 1996.
Schlagworte:
fr_koop_1-98
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Notiz:
Zusammenfassung des Referats zur Auftaktveranstaltung des Vereins "Kooperative Freinet" von Univ.-Doz. Dr. Erik Adam von der Universität Klagenfurt
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ID: 3031 | hinzugefügt von Jürgen an 16:58 - 20.11.2007 |
title: Freinet - auch in der Lehrerausbildung by Hintereicher, Petra |
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Titel: | Freinet - auch in der Lehrerausbildung |
Autor: | Hintereicher, Petra | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 2 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
url: | |
Text:
Freinet - auch in der Lehrerausbildung
Vom 28. 11. 1997 - 30. 11. 1997 fand im Rahmen des Reformpädagogiklehrganges an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten ein Freinet-Workshop statt. Begonnen wurde mit einer Hospitation des Klassenrates in der ersten Freinet-Klasse. Diese Klasse der Volksschule Viktring (VS 20) ist wegen des Schulneubaues disloziert an der Volksschule in Waidmannsdorf untergebracht.
Die Reflexion der Hospitation war Ausgangspunkt für die Begegnung mit der Pädagogik Celestin Freinets. Viele TeilnehmerInnen hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur vage Vorstellungen über die pädagogischen und politischen Zielsetzungen der Freinet-Pädagogik.
Verschiedene Ateliers standen den TeilnehmerInnen zur Auswahl: Freie Texte, Wasserexperimente, Drucken, Arbeit am Computer, Mathematik, Buchbinden, freies Malen mit Musik, Text szenisch darstellen, Dokumentation des Atelierbetriebs in Verbindung mit persönlicher Stellungnahme, Literaturstudium mit Aufgabe der Präsentation, Erproben von Lernmaterialien.
Die gemeinsame Pausen- und Jausengestaltung wurde zur intensiven Diskussion genutzt.
Die TeilnehmerInnen hatten auch die Möglichkeit, die Moderation und Diskussion im Morgenkreis, Abschlußkreis und Klassenrat kennenzulernen und auszuprobieren.
Die Auseinandersetzung mit Rechten der Kinder bildete einen weiteren Schwerpunkt des Workshops. Ungeheuren Arbeitseinsatz gab es in den Ateliers, um ein Workshopziel, nämlich ein Buch, welches die Arbeit des Workshops dokumentieren sollte, fertigzustellen. Der Sonntagvormittag diente noch der Dokumentation und Reflexion.
Schlagworte:
fr_koop_1-98
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ID: 3034 | hinzugefügt von Jürgen an 17:14 - 20.11.2007 |
title: Den Kindern das Wort geben by Hopfgartner, Isabella |
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Titel: | Den Kindern das Wort geben |
Autor: | Hopfgartner, Isabella | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 1 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1997 | | |
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Text:
Den Kindern das Wort geben
Alternative Lernformen boomen - in Diskussionen in aller Munde, auf dem Buchmarkt in allen Schaufenstern. Was selten besprochen wird: Zum Gelingen braucht es ein "persönliches Sich Öffnen".
Offenes Lernen in der Schule einzuführen ist der Wunsch vieler LehrerInnen. Es gibt heutzutage eine Menge Bücher über offenes Lernen, Freiarbeit, über reformpädagogische Konzepte (Montessori, Freinet,...) wie auch immer mehr Verlage, die Lernmaterialien für offene Unterrichtsgestaltung anbieten.
Diese Entwicklung ist begrüßenswert, wenn LehrerInnen ihren Unterricht öffnen und damit Möglichkeiten schaffen, die Individualität des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. Trotz der Hilfen und Anregungen und des verfügbaren Materials ist es nicht immer leicht, die ersten Schritte erfolgreich und befriedigend zu gestalten.
Um offenen Unterricht effektiv gestalten zu können, ist das "eigene Sich Öffnen" eine wichtige Voraussetzung. Der Lehrer/die Lehrerin selbst muß bereit sein, vorgefertigte Gedankenmuster, Verhaltensweisen, Vorurteile, Klischees abzuwerfen, Abhängigkeiten loszulassen, um offen zu werden für das andere, für den anderen, für die Schüler und Schülerinnen. Jede/r soll offen sein für das, was der/die andere ihm/ihr mitteilt.
Entgegenbringen von Achtung und Toleranz
LehrerInnen brauchen die Artikulation der Kinder, um sie zu verstehen und sie auf ihrem Wege begleiten zu können.
Eine gelingende persönliche Entwicklung baut auf die Achtung vor dem Kind, den Respekt für seine Rechte, die Toleranz für seine Gefühle, die Sensibilität für seine Bedürfnisse und auf die Bereitschaft, aus dem Verhalten des Kindes selbst zu lernen.
Um vom Kind zu lernen, braucht es Empathie (griech.: Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen). Das steht im Gegensatz dazu, das Kind nach eigenen Bildern zu formen. Damit wird die freie Artikulation des Kindes und seine Möglichkeit, sich selbst zu entfalten, unterbunden.
Wer als Lehrperson nicht gelernt hat, seine eigenen Bedürfnisse zu spüren, seine Interessen zu verteidigen, seine eigenen Gefühle ernstzunehmen, kann schwer auf die Gefühle, Einstellungen, Interessen des anderen eingehen.
Mitmenschliches Fühlen und Verstehen schafft eine positive Beziehung zwischen Lehrperson und Kind.
Lernen ist abhängig von positiver Beziehung und daraus resultierender Kommunikation
Effektives Lernen ist abhängig von der Beziehung zwischen Lehrperson und Kind. Eine ideale Beziehung akzeptiert die Individualität des anderen. Sie ist gekennzeichnet durch Vertrauen, gegenseitige Anerkennung als Person und Offenheit im Kontakt miteinander. Daraus resultiert eine befriedigende Kommunikation zwischen Lehrer/in und Kind sowohl auf verbaler wie auf nonverbaler Ebene. Im Zuge dieser Kommunikation werden nicht nur Wissen vermittelt und Informationen weitergegeben, sondern auch Bedürfnisse mitgeteilt sowie Gedanken und Gefühle verständlich gemacht.
Jedes Kind hat das Recht, vom Lehrer als eigenständige Person behandelt zu werden. Das Kind hat das Recht, ernstgenommen zu werden. Antworten und Meinungen dürfen nicht abgetan, ignoriert oder lächerlich gemacht werden. Jedes Kind hat ein Recht, sich an Entscheidungen zu beteiligen.
Genauso muß das Kind lernen, die Rechte des Lehrers/der Lehrerin, die Rechte seiner des Lehrers/der Lehrerin, die Rechte seiner Mitschüler/Mitschülerinnen anzunehmen. Dadurch werden dem Kind natürliche Grenzen gesetzt.
"Das Wort geben" und "Zu Wort kommen" sind wesentliche Prinzipien der Freinet - Pädagogik. Der/Die Lehrer/in setzt Methoden und Unterrichtstechniken ein, die es Kindern ermöglichen, selbst zu Wort zu kommen; dem Lehrer, der Klasse können die eigenen Interessen und Wünsche zum Ausdruck gebracht werden und in Zusammenarbeit mit den anderen auch entwickelt werden (Klassenrat, freier Ausdruck,...).
Seinen eigenen Weg finden
Jeder kann seinen Weg finden, offenes Lernen in der Schule zu realisieren und damit den Kindern Möglichkeiten schaffen, ihre Interessen in den Unterricht miteinzubeziehen. Mit dem Eintritt in die Schule soll das Kind nicht zum kleinen Erwachsenen gemacht werden, das per Knopfdruck die gewünschten Lernschritte macht und Ergebnisse liefert, sondern es ist wichtig, daß jedes Kind sich seiner Persönlichkeit, seinem Temperament entsprechend individuell entwickeln kann, indem ein individuelles Lerntempo, schöpferisches Denken, Fühlen und Tun im Unterricht einbezogen wird.
Nicht mit einem regierenden, sondern mit einem empathischen Begleiter/in können sich SchülerInnen wie LehrerInnen in der Schule wohl fühlen; und der Unterricht kann Spaß machen.
Schlagworte:
fr_koop_1-97
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keine Notizen verfügbar
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ID: 3028 | hinzugefügt von Jürgen an 16:47 - 20.11.2007 |
title: Klassenrat in der M9 by Hopfgartner, Isabella |
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Titel: | Klassenrat in der M9 |
Autor: | Hopfgartner, Isabella | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Klassenrat in der M9
In der M9 – Klasse der Heilstättenschule 2 sind sechs Schüler und zwei Schülerinnen, die die achte Schulstufe besuchen. Sie werden nach dem Sonderschullehrplan unterrichtet, doch es bedarf in vielen Bereichen aufgrund ihrer Lernbeeinträchtigungen einer inneren Differenzierung.
Jeden Montag pünktlich um 9 Uhr, wenn alle SchülerInnen da sind, versammelt sich die Klasse zu einer Sitzung: den Klassenrat. Dieser ist fixer Bestandteil unserer Arbeitswoche.
Ein/e SchülerIn ist ProtokollführerIn und trägt die Beschlüsse und Tagespunkte in unser Protokollheft ein. Ein/e andere/r ist für den Klassendienstplan zuständig. Weiters gibt es eine Pinwand, wo die SchülerInnen ihre Wünsche, Beschwerden und Ideen anheften können. Auch diese werden bei der Besprechung behandelt.
Den Vorsitz übernehme ich in der Klasse. Vorher stelle ich die Tagesordnungspunkte zusammen. Ich achte auf die Einhaltung der Gesprächs- und Diskussionsregeln und erteile den einzelnen SchülernInnen das Wort.
Zuerst werden die Klassendienste eingeteilt. Aufgrund der Lernmaterialien in den Regalen, der Bücherecke, der Botendienste, der Pflanzen und zeitweise aufgrund eines Terrariums für eine Schlange in der Klasse ist es notwendig, regelmäßig aufzuräumen. Jede Woche übernehmen die SchülerInnen kooperativ Verantwortung für diese Aufgabenbereiche, die in der Klasse erledigt werden müssen.
Ein weiterer Punkt unserer Sitzung ist die gemeinsame Planung über das, was in dieser Woche zu tun ist. Die SchülerInnen bestimmen die Wahl der Wochenthemen, Exkursionen, Projektarbeiten, Freiarbeit und Arbeitseinteilung mit. Sie machen Vorschläge und bringen Ideen ein. Jede/r darf ihre/seine Meinung zu einem Thema, zu einer Sache äußern. Gegenstimmen müssen immer angehört werden. Bei Abstimmungen zur Beschlußfassung gilt die Stimmenmehrheit. Die Beschlüsse werden ins Protokollheft eingetragen.
Ein weiterer Bereich des Klassenrates deckt die emotionale und soziale Situation der SchülerInnen in der Klasse ab. Sie dürfen Schwierigkeiten bei der Arbeit, Störungen und Konflikte offen aussprechen. Gemeinsam versuchen wir Lösungen zu finden, die ein angenehmes Arbeiten in der Klasse für alle ermöglichen. Dabei lernen die SchülerInnen, einander zuzuhören und miteinander zu reden. Beim Gespräch selbst wird darauf geachtet, daß jede/r den/die Mitschüler/in direkt anspricht. Die Persönlichkeit und Individualität jedes einzelnen muß geachtet werden. Eigene Erfahrungen und Gefühle dürfen ausgesprochen werden und müssen von den anderen akzeptiert werden. Dies gilt nicht nur für die SchülerInnen, sondern genauso für mich als Lehrerin.
Die SchülerInnen organisieren somit über den Klassenrat ihre eigene Klassengemeinschaft, erlernen und erfahren demokratische Muster und Handlungsabläufe, erarbeiten eigene demokratische Regeln und Arbeitsweisen. Sie schaffen sich die kooperierende Gemeinschaft selbst.
Der/die ProtokollführerIn wiederholt nochmals die Beschlüsse der Sitzung und unterzeichnet mit seinem/ihrem Namen. Die Sitzung ist beendet. Die Pause haben wir uns verdient.
Isabella Hopfgartner
Klassenlehrerin der M9 – Klasse der Heilstättenschule 2 in Klagenfurt
Schlagworte:
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kein Summary verfügbar
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ID: 3088 | hinzugefügt von Jürgen an 02:19 - 22.11.2007 |
title: Freinet in der Sekundarstufe: Der Krieg by Kofler, Daniela |
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Titel: | Freinet in der Sekundarstufe: Der Krieg |
Autor: | Kofler, Daniela | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 2 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Freinet in der Sekundarstufe
Der Krieg
ein freier Text der Schülerin Ivana Lacic
aus der Polytechnischen Schule Spittal/Drau
Im Jahre 1991 fing in meiner Heimat der Krieg an. Damals wünschte ich, dass der Krieg schnell vorbei wäre, und dass ich wieder zusammen mit meinen Freunden in die Schule gehen könnte. Aber meine Wünsche hatte der Gott nicht gehört. Der Krieg wurde immer schlimmer. Die Schule war geschlossen, und ich hatte fast keine Freunde mehr, weil jedes Kind wußte damals, dass er ein Bosnier, ein Kroate oder ein Serbe war. Es war ganz schrecklich in so einer Welt zu leben.
Auf der Straße konnte man nur die Soldaten mit der Waffe sehen. Aber das Peinlichste war, jeden Tag die Waffe in Händen meines Vaters und in den meines Bruders zu sehen. Wie das weh getan hat, das kann kein Mensch verstehen, der dort nicht war. Jeden Tag, immer wieder, hatte ich mich gefragt: " Kommen sie wieder gesund nach Hause?" Alle meine Freunde waren schon längst ins Ausland gefahren. Ich werde nie den Tag vergessen als ich wegfahren musste.
Meine ganze Kindheit war zerstört.
Ich war ganz allein, ohne Vater, ohne Mutter, nur ich, ganz allein. Erst war ich in Kroatien gewesen, aber dann brachte mich mein Bruder nach Österreich. Hier war alles neu für mich: neue Sprache, neue Leute, neue Schule, usw.
Es war schwer, es war eine ganz neue Welt. Jetzt ist das alles vorbei. Ich gehe schon drei Jahre hier in die Schule, ich habe viele neue Freunde kennengelernt. Von meinen Freunden oder von Ihnen, Frau Kraiger will ich kein Mitleid, ich will nur ein bißchen Verständnis. Ich galube, dass ich nicht zu viel verlange und dass es Ihnen nicht schwer fallen wird, mich zu verstehen, weil Sie so ein netter Mensch sind. Danke!
Ich heiße Ivana Lacic und bin 15 Jahre alt. Ich komme aus Bosnien, aus einem kleinen Dorf, das Poljaci heißt. Dieses Dorf steht ein paar Kilometer von der Stadt Brcko entfernt. Bis zu meinem 11. Lebensjahr lebte ich in Bosnien. Im Krieg wurde meine Schule zerstört, und ich ging nach Kroatien. Ich wohnte bei meiner Tante, weil meine Eltern zuhause geblieben waren. Als auch meine Tante nach Bosnien fuhr, brachte mich mein Bruder nach Österreich. Jetzt gehe ich schon 3 Jahre hier zur Schule, und ich habe viele nette Leute kennengelernt.
Über meine Familie:
Meine Mutter heißt Ruza Lacic geb. Misic - Hausfrau
Mein Vater heißt Marijan Lacic - Maurer
Meine Schwester (28Jahre alt), verheiratet, 2 Kinder
Mein älterer Bruder, 30, verheiratet; mit ihm wohne ich hier.
Mein zweiter Bruder ist 25 und er wohnt in Bosnien.
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Ivana ist seit drei(!) Jahren in Österreich. Dieser Text wurde beinahe fehlerfrei von ihr verfasst und ich habe ihn hier mit ihrem Wortlaut wiedergegeben. Ich konnte es selbst kaum fassen, wie gut sie mit ihrer Zweitsprache spielt und welchen Wortschatz (ganz abgesehen vom grammatikalischen Talent) sie besitzt.
Ivana ist derzeit bei mir in der 2. Leistungsgruppe, und ich trauere jetzt schon bei dem Gedanken, dass sie in die 1. LG aufsteigen wird, obwohl es ihrem Können absolut entspricht. (Bitte nicht falsch verstehen!)
Ivana lebt mit ihrem Bruder in Österreich, in Spittal. Ivana möchte wieder zurück nach Bosnien.
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ID: 3035 | hinzugefügt von Jürgen an 17:18 - 20.11.2007 |
title: Freinet-Pädagogik in der Polytechnischen Schule by Kraiger, Daniela |
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Titel: | Freinet-Pädagogik in der Polytechnischen Schule |
Autor: | Kraiger, Daniela | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Freinet-Pädagogik in der Polytechnischen Schule
Schon im ersten Satz der "Allgemeinen didaktischen Grundsätze" aus dem Lehrplan der Polytechnischen Schulen (PS) lautet: "Der Unterricht geht von den Erfahrungen, dem Bildungsstand und der persönlichen Lebenssituation der Schüler aus." ... und weiter: "Bei der Verwirklichung des Lehrplans und zum Erwerb der individuell am besten zu nützenden Lerntechniken sind abwechslungsreiche Arbeits-, Interaktions- und Unterrichtsformen anzuwenden, wie auch verschiedene Unterrichtsmittel und in besonderer Weise neue technische Medien zweckmäßig einzusetzen."...und noch viele andere schöne Worte mehr. Erinnert das nicht irgendwie an etwas? Etwas Besonderes? An Adler vielleicht? Ans Treppensteigen? An Individualität? Reformen? Alternativen? TATSACHEN?
Ist es nicht herrlich in einem ganz "normalen" Lehrplan Dinge zu lesen, die in reformpädagogischen Klassen Schwerpunkt sind? Nämlich die individuelle Eigenart des Kindes (in der PS der Jugendlichen) und eine sich ständig wandelnde Gesellschaft, der wir gerecht werden müssen, wollen wir leben können wie wir wollen. Kein Lehrplan dieser Welt wird diesen beiden Faktoren jemals wirklich so nahe kommen wie die Realität an sich. Das, was wir können, ist, die natürlichen Entwicklungsphasen des Kindes (Jugendlichen) so zu unterstützen, dass es sich selbst vertraut, sich in Beziehungen zu anderen einlässt, Initiativen und Eigenverantwortung trägt und Achtung erfährt.
Der Alltag der Schule hat uns oft viel zu schnell eingeholt, um diese Pädagogik wirklich durchzuführen. Dennoch wage ich zu behaupten, dass ich es ab und zu -zumindest- versuche. Es ist ja auch zugleich für mich ein Entwicklungsprozess, den ich erlerne. Ich stehe ungefähr auf der Stufe, die ersten Schritte zu machen. Natürlich hilft mir hierbei die Gesellschaft der Mitglieder unseres Vereins und meine Ausbildung über den Verein Maria Montessori. Genau dieser Zuspruch ist es, der mich auch oft dann weitermachen bzw. neu starten lässt, wenn ich glaube, dass ich von der Treppe nicht nur gepurzelt bin, sondern es gibt sie gar nicht - diese Treppe, auf der ich steigen, fliegen, hüpfen,...könnte.
Die Schwierigkeit des Anfangens ist der Beginn. Wie, wo, wann ...? Kein Klassenraum, keine ständige Stunden, keine Materialien,... Die SchülerInnen sind auch eher skeptisch denn angetan. Na gut, was also weiter? Überhaupt weiter? Natürlich...
Ich habe das Glück eine Gruppe montags in der ersten Stunde und freitags in der letzten zu unterrichten (äh zu begleiten). Also gibt es den Morgen- und den Abschlusskreis. Sie nehmen es verschieden auf. Sie kennen diese Art nicht, sie bezweifeln die Sinnhaftigkeit, den Effekt. Aber nach und nach wird es ihnen zur lieben Einrichtung. Schön war der Satz einer Schülerin, als ich einmal vertreten werden mußte, als ich zurückkam: "Wir machten nicht einmal einen Morgenkreis." Somit hatte ich meine Antwort auf viele zweifelnde "Warum"s? des Morgen- und Abschlusskreises. (Nicht unbedingt zu verwechseln mit dem Klassenrat, denn bei uns werden ausschließlich Themen zu unserer Gruppe, unserem Umkreis und unserem Zusammensein innerhalb der Gruppe, die nicht gleich der Klasse ist, besprochen.)
Wunderbar stellte ich mir natürlich den Aspekt der freien Wahlmöglichkeit vor - aus eigenem Antrieb aktiv werden und so. Der Wochenplan zog in unsere Unterrichtseinheiten ein (dann lange wieder aus, jetzt wieder ein.). Eine Gruppe war glücklich so arbeiten zu können. Sie hatten Spaß und Freude (und Spaß mit Freunden), sie schafften es auch tadellos. Doch sie wollten eine Belohnung. - ? - Ja, eine Belohnung - und hier steht das pädagogische Konzept "weg mit der Ziffernnote" kurzzeitig still - in Form einer Note. (Strahlende Gesichter überall, denn sie waren wirklich gut!) Die anderen Gruppen waren weniger erfreut und sahen sich einfach überfordert. All meine Erklärungen, Hilfestellungen,... nutzten nichts. Nein, sie wollen so nicht arbeiten. Adieu, Wochenplan! (Nach den Ferien starte ich einen neuen Versuch, diesmal mit einem neuen Trick!?)
Das, was sie gerne erleben, sind Ausdrucksformen mit Hilfe ihrer Sprache, Gestik und Mimik. Sie werden richtig lebendig, wenn es ums Gedichteschreiben, Texte verfassen, Rollenspielerarbeitungen,... geht. Denn all ihre Fragen zur Gesellschaft, zum Miteinander, manchmal auch Gegeneinander brennen ihnen unter ihren Nägeln, und hier dürfen sie aus sich rausgehen - ohne Rotstiftmorde fürchten zu müssen. Und aus ihrer Erfahrungswelt heraus finden sie auch oft durch diese Aufarbeitung die Antworten selbst.
Ich bin gerne an der Polytechnischen Schule, ich bin froh mit meinen SchülerInnen arbeiten zu können, bin glücklich mit meinem Kollegium und freue mich tagtäglich auf die Schule (im Gegensatz übrigens zu meiner Schulzeit als Schülerin). Auch wenn nicht immer alles gut geht, auch wenn ich manchmal alles hinwerfen möchte, auch wenn mich meine SchülerInnen manchmal launisch erleben, auch wenn ich manchmal unerträglich bin, so möchte ich doch nur einfach ich bleiben können, und vielleicht der/m einen oder anderen Schüler/in zu gerade diesem - ihrem - Ich eine Begleitung für kurze Zeit sein.
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ID: 3084 | hinzugefügt von Jürgen an 02:09 - 22.11.2007 |
title: Gedanken einer Hauptschullehrerin zur Feinet-Pädagogik by Kraxner, R. Klaudia |
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Titel: | Gedanken einer Hauptschullehrerin zur Feinet-Pädagogik |
Autor: | Kraxner, R. Klaudia | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 4 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Gedanken einer Hauptschullehrerin zur Feinet-Pädagogik
Nach zweijährigem Karenzurlaub kehrte ich voll des Tatendranges zurück in meinen Lehrberuf und übernahm eine Integrationsklasse in den Fächern Deutsch und Englisch. Kein Problem, dachte ich als typische Frontal- und Alleinunterrichtende: Der Integrationslehrer übernimmt seine SchülerInnen und geht in eine andere Klasse. Gleich in den ersten Unterrichtsstunden wurde mir aber klar, dass damit I-SchülerInnen nicht integriert, sondern abgesondert würden. Herr Franz, unser I-Lehrer machte mich mit dem Wesentlichen der Integration vertraut. In kleinen Schritten zeigte er mir Wege und Möglichkeiten, gemeinsam als Team in unseren Gruppen aufzutreten und die SchülerInnen auf offenes und freies Arbeiten vorzubereiten. Erst in dieser Zeit hörte ich erstmals den Namen Freinet. Im Rahmen einer Konferenz besuchten wir Lehrer und Lehrerinnen der Hauptschule 1 in Klagenfurt Kollegin Mag. Pia-Maria Rabensteiner in ihrer Volksschulklasse und konnten ihre Arbeit nach den Grundsätzen Freinets kennenlernen. Neugierig geworden, meldete ich mich bei ihrem Seminar am Ossiachersee an und nach drei Tagen erweiterte und intensivierte ich mein Wissen über die Freinet-Pädagogik. Mein Selbstbewußtsein aber in die Praxis umzusetzen war ein langer Weg.
Ich mußte erst lernen, mich selbst als Lehrerin zurückzunehmen, um dann in entscheidenden Momenten wieder präsent zu sein. Auch unsere SchülerInnen waren es nicht gewohnt, selbständig nach Wochenplan zu arbeiten und ihre Zeit richtig einzuteilen. Im Sesselkreis, wenn auch nicht regelmäßig stattfindend, werden Erfreuliches, Probleme und auch neue Wochenpläne besprochen. Hier zeigt sich für mich, was Freinet erreichen wollte: Freude am Lernen, Selbständigkeit, Mitspracherecht, Entscheidungsfreiheit, Verantwortlichkeit.
Reformpädagogischer Unterricht bedeutet für uns LehrerInnen sehr viel Vorbereitungsarbeit (Erstellen von Wochen- oder Stationenplänen, Herstellen von Lern- und Arbeitsmaterialien, Auswahl von Arbeitsblättern u. v. m) Wenn ich aber sehe, mit welchem Eifer, mit welcher Freude und schließlich auch wesentlich - mit welchem Erfolg die Lernziele bearbeitet und erreicht werden - dann weiß ich: diese Arbeit lohnt sich. Nach den Grundsätzen Freinets zu unterrichten, bereitet schließlich nicht nur den Schülern sondern auch mir große Freude.
R. Klaudia Kraxner, HS 1 Klagenfurt
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ID: 3093 | hinzugefügt von Jürgen an 02:37 - 22.11.2007 |
title: Von den Kindern können wir lernen by Lichtenegger, Barbara |
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Titel: | Von den Kindern können wir lernen |
Autor: | Lichtenegger, Barbara | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 1 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1997 | | |
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Text:
"Von den Kindern können wir lernen"
Freinet-Pädagogik im Kinderhort
Mit Kindern nach freinetischen Grundsätzen zu arbeiten ist ja nicht nur der Schule vorbehalten. Meine Absicht ist es, FREINET-KOOPERATIV als regelmäßig erscheinendes Medium zu nützen, um Interessierten anhand konkreter Beispiele freinetischer Arbeitsweise die Arbeit im Kinderhort näherzubringen.
Zu allererst möchte ich einen kurzen Einblick in die Aufgabenbereiche des Kinderhortes und den daraus resultierenden Anforderungen an eine Horterzieherin geben.
"Der Hort hat die Aufgabe, schulpflichtige Kinder zu betreuen. Die Familienerziehung ist nach sozialen, ethischen und religiösen Werten zu unterstützen und zu ergänzen. Die Entwicklung der Kinder, ihre Bildung und die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit ist zu fördern. Die Kinder sind zur Pflichterfüllung gegenüber der Schule und zu sinnvoller Freizeitgestaltung anzuleiten." Landesgesetzblatt für Kärnten, Nr.86/1992, Kindergartengesetz 1992, II.Abschnitt, § 17 Aufgaben des Hortes
Die (meist) 20 Kinder einer Hortgruppe sind (meist) unterschiedlichen Alters (6-10 Jahre), besuchen daher unterschiedliche Schulstufen (Vorschulklasse bis 4. Klasse) und werden von 1 Horterzieherin betreut.
Da die schulbegleitende Funktion des Hortes durch die hohe Erwartungshaltung von berufstätigen / alleinerziehenden Eltern / Müttern / Väter in den letzten Jahren mehr und mehr vor die familienergänzende und freizeitgestaltende Funktion gerückt wurde, verstärkt sich auch der Leistungsdruck, dem die Horterzieherin ausgesetzt ist / wird oder dem sie sich aussetzt. Nicht selten korreliert ihr "guter Ruf" (oder gleich der eines ganzen Hortes) mit der Fehlerlosigkeit und Perfektion der im Hort erledigten Hausübungen...
Aufgrund individueller Interessen und Bedürfnisse der Kinder, ihres unterschiedlichen Alters, aber auch wegen des ungleichen Entwicklungsstandes bei Gleichaltrigen wird der Tagesablauf von jedem einzelnen Kind einer Hortgruppe unterschiedlich erlebt und gelebt. Es ist daher naheliegend, den Kindern keinen Einheitsbrei anzubieten, sondern sie sozusagen á la carte durch den Tag zu führen. Um dies auch verwirklichen zu können, erscheint es mir sehr wesentlich, den Gruppenraum bereits durch die Stellung der Möbelstücke zu strukturieren. Je mehr Raumteile oder Nischen durch das Abteilen mit Möbelstücken geschaffen werden können, desto eher kann dadurch gewährleistet werden, daß sich die Kinder zur gleichen Zeit im gleichen Raum mit unterschiedlichen Materialien möglichst ungestört voneinander betätigen können und sich das Geschehen dementsprechend dezentralisiert. Für Atelier-Arbeit im Sinne Freinet´s steht so -vom räumlichen Standpunkt aus gesehen - nichts mehr im Weg. Es obliegt nun der Horterzieherin, durch das Bereitstellen von verschiedensten Materialien das Interesse an individuellen Angeboten zu wecken und dabei auch die Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten an einem Angebot zu fördern
Ich möchte aber erst in einer späteren FREINET-KOOPERATIV Ausgabe näher auf das Freizeitgeschehen im Hort eingehen und vorerst das Augenmerk auf die Lernsituation lenken, mit der wir uns im Hort zu beschäftigen haben.
Eine vergleichbare Arbeitsweise, wie sie in einer Freinetklasse herrscht ist insofern unmöglich, da wir, die Kinder und auch die Horterzieherin, uns mit Hausübungen zu befassen haben, die durchgeführt werden müssen. Daher kann von "freier Wahl" des Lehrstoffs keine Rede sein, sondern eher von Fremdbestimmtheit durch die verschiedenen Klassenlehrerinnen der Kinder. Diese Fremdbestimmtheit - unter Umständen haben fast alle 20 Kinder zwei verschiedene Hausübungen auf - kann für alle Beteiligten zu echtem Streßverhalten führen. Dem kann man sich auch als Horterzieherin nur schwer entziehen. Auch wenn man voller Engagement und guter Absicht ist, möglichst allen Kindern gerecht werden zu wollen, kann dies bei Gruppenzahlen von 20 Kindern so gut wie nie der Fall sein. Selbst wenn es sich um lauter lernwillige Kinder handeln sollte, von denen nur einige wenige die Hausübung nicht verstehen, kommt man bereits in "Schleudern". In der Realität kommen da aber noch ein paar lernunlustige und somit widerständige Kinder dazu, einige haben vielleicht Lernrückstände oder unterschiedliche Lern- bzw. Konzentrationsschwierigkeiten usw. Ich denke, die Liste dieser Problematik ist eine lange und LehrerInnen genauso vertraut wie uns Horterzieherinnen. Lernen im "Gleichschritt", das heißt, zur gleichen Zeit mit der Hausübung zu beginnen und gleichzeitig fertig zu werden ist also nicht nur wegen der unterschiedlichen Aufgabenstellungen nicht möglich.
Welche Voraussetzungen muß ich also schaffen, die es zum Beispiel lernschwachen oder langsameren Kindern ermöglicht, weiterhin an ihrer Hausübung zu arbeiten, während sich die Schnelleren - im gleichen Raum - bereits anderen Tätigkeiten zuwenden können?
Wie kann ich langsame Kinder dazu anreizen, ihr Lerntempo zu erhöhen?
Auf welche Weise kann ich mehreren lernschwachen Kindern besser gerecht werden?
Welche Techniken könnten den Kindern behilflich sein, ihren Lernstoff lustvoller zu bearbeiten?
Wie fördere ich die Kooperation und Solidarität unter den Kindern?
Antworten auf viele dieser Fragen konnte ich mir durch die Auseinandersetzung mit der Freinet-Pädagogik erarbeiten und werde sie in den nächsten Ausgaben beschreiben. Schon 1980, im letzten Jahr meiner Ausbildung, hospitierte ich bei einer Kollegin, die sich mit Freinet-Pädagogik beschäftigt hatte. Heute weiß ich, daß dadurch nicht nur meine Arbeitsweise geprägt wurde, auch meine Haltung den Kindern gegenüber wurde dadurch nachhaltig beeinflußt.
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ID: 3030 | hinzugefügt von Jürgen an 16:52 - 20.11.2007 |
title: Freinet-Pädagogik im Kinderhort: Lern - Zeit by Lichtenegger, Barbara |
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Titel: | Freinet-Pädagogik im Kinderhort: Lern - Zeit |
Autor: | Lichtenegger, Barbara | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 2 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Freinet-Pädagogik im Kinderhort
Lern - Zeit
Lernen - das heißt Neues entdecken, Entdecktes und Erfahrenes vertiefen und vertieftes Wissen festigen - erfordert Zeit und jedes Kind benötigt dazu unterschiedlich viel Zeit.
Für die Schule ergibt sich dadurch die Frage, wieviel Zeit sie jedem Kind zur Verfügung stellen kann, um der Forderung "jedem Kind sein individuelles Lerntempo" gerecht werden zu können.
Aber auch in der Hortarbeit wirft der Faktor Lern - Zeit viele Fragen auf. Dass am Nachmittag bei gleichzeitigem Beginn der Lernphase nicht alle Kinder nach einer bestimmten Zeit gleichzeitig wieder fertig sind / sein können, ergibt sich im Hort schon aus der Unterschiedlichkeit des Altersgruppen, den unterschiedlichen Aufgabenstellungen der verschiedenen Klassen, aber auch aus der unterschiedlichen Beanspruchung der Horterzieherin durch einzelne Kinder: "Ich verstehe die Hausübung nicht, bitte erkläre sie mir noch einmal!" Auf diese Weise ist man als Horterzieherin dann auch mit dem individuellen Lerntempo der Kinder konfrontiert.
Kinder aus altersgemischten Hortgruppen haben aber nicht nur unterschiedliche Aufgabenstellungen, sie haben auch unterschiedlich viel/e Hausübung/en zu erledigen und benötigen dafür unterschiedlich lange. Daraus ergibt sich die Frage nach dem individuellen Arbeitstempo.
Wie also kann ich den Hort-Nachmittag koordinieren, damit nicht nur alle Kinder mit der Hausübung fertig werden, sondern damit sie so schnell wie möglich fertig werden?
Aus dieser Überlegung habe ich als Fixpunkt im Tagesablauf nach dem Mittagessen die "Tagesbesprechung" eingeführt. Bei dieser Besprechung erzählt jedes Kind der Reihe nach
welche Hausübungen / Lernarbeiten es zu erledigen hat
ob es sich bei der Hausübung auskennt
ob es meine oder eine andere Hilfestellung benötigt / wünscht
ob es vorarbeiten möchte
wann es mit der Hausübung fertig sein möchte / muss
welche Pläne es sonst noch für den Nachmittag hat
Auf diese Weise höre nicht nur ich, sondern auch alle Kinder, welche Lernarbeiten für den Nachmittag anfallen und sie erkennen, dass sie sich rechtzeitig um Hilfestellungen kümmern müssen, da ich sonst von den anderen "ausgebucht" bin.
Bei diesen Planungsgesprächen kann ich aber auch sehr viel Motivationsarbeit leisten, da ich zu diesem Zeitpunkt auch meine eigenen Nachmittagsvorstellungen unterbringe. Ich kann ankündigen, was ich für die Zeit nach den Hausübungen schon vorbereitet oder welche individuellen Beschäftigungen ich für einzelne Kinder oder kleine Interessensgruppen bereits bereitgestellt habe. Je besser ich die Kinder im Laufe der Zeit kennenlerne, desto gezielter kann ich mich vorbereiten. Je genauer ich die Interessen der Kinder berücksichtige, desto schneller wollen sie ihre Angebote wahrnehmen und um so schneller versuchen sie, mit der Hausübung fertig zu werden.
Zu diesem Zweck führe ich eine Kinder-Interessen-Liste, auf der ich Hobbys und Lieblingsbeschäftigungen der Kinder im Hort, die sie bei dementsprechenden Umfragen genannt haben, notiere. Auf diese Weise fallen mir die individuellen Vorbereitungen nicht nur leichter, ich bekomme auch einen Überblick, mit welchen Kindern ich mich anscheinend weniger beschäftigte, denn bei solchen Kindern gibt es weniger Notizen.
Wer nun mit der Hausübung fertig ist, darf sich seinen Interessen nach so beschäftigen, dass die noch arbeitenden Kinder nicht gestört werden. Ein in Raumteile strukturierter Gruppenraum erweist sich dabei als Hilfe, da diese Kinder bei ihren Beschäftigungen förmlich "verschwinden".
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ID: 3036 | hinzugefügt von Jürgen an 17:20 - 20.11.2007 |
title: Freinet-Pädagogik im Hort by Lichtenegger, Barbara |
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Titel: | Freinet-Pädagogik im Hort |
Autor: | Lichtenegger, Barbara | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Freinet-Pädagogik im Hort
Miteinander auswendig lernen
Neben der familienergänzenden und freizeitgestaltenden Funktion hat der Hort auch die Aufgabe, die Kinder schulbegleitend anzuleiten. Diese schulbegleitende Tätigkeit nennen wir im Hort Lernstunde, Lernphase oder Lernzeit.
Mein Bestreben als Horterzieherin ist es die Kindern erfahren zu lassen, dass durch konzentriertes Arbeiten in dieser Lernphase im Anschluß noch genügend Zeit zum Spielen bleibt. Lernlustige, selbständige und besonders eifrige Kinder kommen meist problemlos zu ausreichender Spielzeit. Derart gut motivierte Kinder sind in vielen Kindergruppen jedoch eher Ausnahmefälle.
Ich habe im Laufe meiner Arbeitspraxis aber die Erfahrung gemacht, dass auch Kinder trotz Lernschwächen, Lern-Lustlosigkeit oder Lernwiderständen zu einer effizienteren Arbeitshaltung und in der Folge in den Genuß verlängerter Spielzeiten kommen können - mithilfe geeigneter Lerntechniken.
Aus dem umfangreichen Gebiet verschiedener Hausübungs-Aufträge möchte ich das Auswendiglernen von Gedächtnisübungen oder Gedichten herausnehmen und eine Technik beschreiben, die den Kindern lustvollere Zugänge ermöglicht und dadurch die Lernzeit verkürzen hilft.
Memo-Technik: Texte be-bildern und Assoziationen verbildlichen
Die Idee besteht darin, zu jedem Wort, Satz oder Absatz ein entsprechendes Symbol bzw. Bild oder ein persönliches Assoziationsbild aufzuzeichnen.
Die einzelnen Bilder werden entweder auf einzelne Kärtchen oder alle gemeinsam auf ein Blatt gezeichnet. In der Reihe der Bilderfolge wird der Text nun wiederholt. Nach einigen Durchläufen wird ein Bild nach dem anderen abgedeckt oder weggenommen. Auf diese Weise wandern die Bilder in den Kopf.
Besonders bei den verbildlichten Assoziationen machen die Kinder die interessante Erfahrung, dass bei dieser Arbeit nichts falsch sein kann, da es sich immer um die persönlichen Bilder der Kinder handelt und dass ein derart "geschriebener" Text von niemandem Fremden gelesen werden kann.
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ID: 3085 | hinzugefügt von Jürgen an 02:12 - 22.11.2007 |
title: Geburtstag feiern im Hort by Lichtenegger, Barbara |
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Titel: | Geburtstag feiern im Hort |
Autor: | Lichtenegger, Barbara | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 4 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Geburtstag feiern im Hort
"Happy birthday to you, ..." und "Hoch sollst du leben! ..." sind wohl die beiden bekanntesten Geburtstagslieder, die einem Geburtstagskind - ob zu Hause, im Kindergarten oder im Kinderhort - vorgesungen werden.
Mit jemandem Geburtstag zu feiern, bedeutet, sich gemeinsam am Dasein dieses Menschens zu freuen, ihn und seine Person durch eine kleine Feier für eine bestimmte Zeit ganz besonders in den Vordergrund zu stellen und somit aus der Menge der anderen herauszuheben.
Die Lust am Geburtstagfeiern sowie die Empfindungen diesem Ereignis gegenüber verändern sich oft im Laufe des Lebens. In der Kinderzeit jedoch hat dieser Tag für fast jedes Kind einen wichtigen und hohen Stellenwert, er ist erfüllt von Erwartungen, Sehnsüchten und Wünschen. Die Tage und Nächte bis zum Geburtstag werden gezählt, Aufregung macht sich breit, und das sicher nicht nur wegen der zu erwartenden Geschenke.
Da sich das Kind an der Welt der "Großen" und den - aus seiner Sicht - damit verbundenen Vorteilen orientiert, erscheint es ihm erstrebenswert, auch möglichst schnell "groß" zu werden. Durch jeden Geburtstagstag nähert es sich diesem Ziel um ein weiteres Stück, jeder Geburtstag bringt somit neue Veränderungen und Vorteile mit sich: mehr Freiheit und Selbständigkeit, größere Unabhängigkeit, mehr Rechte. Kinder benennen das so: "Wenn ich sechs bin, gehe ich in die Schule.", "Wenn ich sieben bin, darf ich länger aufbleiben.", "Wenn ich acht bin, bekomme ich mehr Taschengeld.", "Wenn ich neun bin, darf ich alleine mit dem Bus aus dem Hort nach Hause fahren.", "Wenn ich zehn bin, kann ich die Fahrradprüfung machen und mit dem Rad alleine auf der Straße fahren".
Nicht nur im Familien- und Freundeskreis wird der Geburtstag gefeiert, auch im Hort finden Geburtstagsfeste statt. Am Anfang meiner Berufspraxis bestand eine Geburtstagsfeier eines Hortkindes hauptsächlich aus den üblichen rituellen Elementen, wie sie den Kindern meist schon aus dem Kindergarten oder anderen Hortgruppen bekannt waren: das Geburtstagskind brachte Kuchen oder Knabbereien für die Gruppe mit, eine Wunschgeschichte wurde vorgelesen oder ihm wurde sein Lieblingslied vorgesungen. Natürlich wurde auch gratuliert. Manchmal im Chor: "Alles Gute zum Geburtstag!", manchmal einzeln: "Alles Gute zum Geburtstag!" "Alles Gute zum Geburtstag!" "Alles Gute zum Geburtstag!". Dass diese Formel nach dem zehnten Mal nicht nur für mich leer klang, bestätigte sich mir durch den Versuch einiger Kinder, diese Monotonie zu durchbrechen, indem der Satz zum Beispiel umgedreht wurde "Zum Geburtstag wünsche ich dir alles Gute!".
Da ich zunächst auch keine differenziertere Form für kollektive Beglückwünschungszeremonien vorschlagen konnte, hielt ich mich an das Hoch-sollst-du-leben-Lied. Ab der dritten Strophe - das ist die nach der obligatorischen "gesund sollst du bleiben"-Strophe steigerte sich die Wunschaktivität der Kinder immer in erstaunlicher Weise. Nun wurden nicht nur "viele Einser in der Schule", viele Freunde und viele Kinder gewünscht, sondern auch vor erstrebenswert scheinenden Eigenschaften, Äußerlichkeiten und Zuständen wie: klug, brav, lieb, schön, stark, groß, glücklich, reich, wurde nicht halt gemacht. Lange Zeit fand ich daran nichts auszusetzen, ich betrachtete dies als ein Ritual, das wir Erwachsenen den Kindern beigebracht haben.
Erst nachdem mir die Mutter eines Mädchens meiner Hortgruppe den Grund nannte, warum ihre Tochter ihren Geburtstag lieber nicht in der Gruppe feiern wollte, begann ich dieses Ritual zu überdenken.
Nina war ein eher molliges Mädchen. Die Mutter sagte mir, Nina würde befürchten, irgend jemand könnte beim Geburtstagslied "dicker-soll-sie-werden" singen. Aufgrund dementsprechender Erfahrung aus anderen Kindergruppen wollte Nina lieber auf die Feier verzichten, als sich noch einmal so bloßgestellt zu fühlen.
Wenn man also mit einer Geburtstagsfeier das Ziel verfolgt, das Geburtstagskind positiv in den Mittelpunkt zu stellen, dann widerspricht das Absingen solcher Pseudo-Wunschlieder dieser Intention nicht nur, sondern erzeugt, wie das beschriebene Beispiel zeigt, im Grunde genommen den gegenteiligen Effekt. Mit welchen Methoden und Arbeitsformen es mir dann besser gelang, dem eigentlichen Ziel näher zu kommen, möchte ich im folgenden beschreiben:
Der erste Schritt der Veränderung bestand darin, in einer unserer Tagesbesprechungen mit den Kindern das besagte Geburtstagslied hinsichtlich der bekannten Strophen zu analysieren: "Angenommen, jemand von euch hat in einem Test oder im Zeugnis gerade eine schlechte Note erhalten und bekommt "lauter Einser sollst du kriegen" gesungen. Was glaubt ihr, wie es demjenigen damit geht, was er sich denkt oder was er fühlt?" Viel mehr mußte ich gar nicht fragen, die Antworten der Kinder "peinlich, unangenehm, will ich nicht hören, geht keinen was an außer mir" und die darauffolgende Diskussion zeigten mir, dass Nina mit ihrem Gefühl durchaus nicht alleine war. "Was meint ihr, warum man dann jemandem anderen, den man ja mag, so etwas wünscht?" Dass auf diese Frage sehr wenige Antworten kamen, verwunderte mich nicht. "Da denkt man sich gar nichts dabei." fand die Zustimmung vieler Kinder. "Möchtet ihr, dass sich jemand etwas dabei denkt, wenn er euch etwas wünscht?" Dem konnten, bis auf ein "das ist mir ganz egal" auch alle zustimmen.
Ideen für eine Veränderung zu sammeln war der zweite Schritt "Habt ihr eine Idee, was wir wie anders machen müßten, damit es so wird, wie ihr es lieber möchtet?" Um unüberlegte Antworten zu vermeiden, setzten wir für die Beantwortung einen neuen Besprechungstermin fest.
Was das Wünschen betrifft, einigten wir uns auf folgende Variante: Positive Eigenschaften des Geburtstagskindes sollten verstärkt, beziehungsweise hervorgehoben werden. Ausgemacht wurde, dies entweder in Form eines Wunsches auszudrücken "Ich wünsche dir, dass du weiterhin oft so lustig sein kannst, wie du es manchmal bist, wenn dir etwas Spaß macht" oder durch eine Wertschätzung "Ich mag an dir besonders, dass du mir so oft behilflich bist, wenn ich mich bei der Hausübung nicht auskenne.".
Jedes Kind schrieb seinen Satz auf ein buntes Stück Papier und rollte es zusammen. Damit diese Rolle nicht aufging, wurde ein schmaler zusammengeklebter Papierring darüber gesteckt. Dann übergab jedes Kind seine Rolle dem Geburtstagskind und sagte den Satz den es aufgeschrieben hatte laut dazu. Auf diese Weise blieben die Wünsche und Wertschätzungen erhalten und konnten wirklich "mitgenommen" werden. Zusätzlich schrieb ich die Sätze der Kinder in einer eigenen Mappe mit. Diese Mappe nahmen die Kinder während des Jahres oft zur Hand, um alleine oder gemeinsam darin zu lesen.
Den Abschlußpunkt der Feier bildete der "Trommelwirbel". Dabei saßen wir im Kreis, schlugen mit den Händen auf die Oberschenkel, so daß ein Trommelwirbelgeräusch entstand. Während des Trommelns begannen wir gemeinsam, in ansteigender Lautstärke, von 1 bis zur Zahl des Geburtstagsalters zu zählen. Da wir meist schon sehr laut begannen, endete die Geburtstagszahl in besonders lautem Geschrei. Einmal sagte ein Kind danach: "Jetzt weiß der ganze Hort, wie alt du bist!" und weil den Kindern dieser Satz so gefiel, wurde er bei den nächsten Festen auch immer wiederholt und war bald Teil unseres neuen Geburtstagsfest-Rituals.
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ID: 3095 | hinzugefügt von Jürgen an 02:45 - 22.11.2007 |
title: ... und vergiss bitte nicht, zu Hause den Elternbrief zu zeigen! by Lichtenegger, Barbara |
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Titel: | ... und vergiss bitte nicht, zu Hause den Elternbrief zu zeigen! |
Autor: | Lichtenegger, Barbara | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 5 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
"... und vergiss bitte nicht, zu Hause den Elternbrief zu zeigen!"
Diese oder ähnlich lautende Aufforderungen, die aufgrund ihres Tonfalls manchmal eher einer Beschwörungsformel glichen als einer nachdrücklichen Bitte, begleiteten in unserem Hort lange Zeit das Austeilen der monatlichen Elterninformation-Briefe an die Hortkinder. Gewöhnlich wurden die Kinder dann vor dem Heimgehen von der Horterzieherin noch einmal an diesen Auftrag erinnert - und trotzdem erreichten nie alle Elternbriefe auch wirklich ihre Adressaten. Da unsere wöchentlich zur Verfügung stehenden Besprechungszeiten kurz sind und uns neben den allgemein wichtigen beziehungsweise akut-aktuellen Themen nur wenig Zeit für scheinbar "Nebensächliches" bleibt, das Suchen nach möglichen Gründen für das Nicht-Ankommen der Elternmitteilungen jedoch konstant als Thema in Teamsitzungen wiederkehrte, begann ich mir folgende Fragen zu stellen:
Warum schreibe ich eigentlich Elternbriefe? Was will ich damit erreichen?
Wie wichtig ist es mir, dass alle Horteltern diese Mitteilungen lesen?
Wie wirkt es sich aus, wenn viele / manche / wenige den Brief nicht lesen?
Als Leiterin habe ich nicht ständigen Kontakt zu allen Horteltern. Durch den Elternbrief möchte ich vermitteln, dass ich an einem kontinuierlichen Kontakt interessiert bin.
Ich kann - theoretisch - alle Eltern zum gleichen Zeitpunkt erreichen, was das Durchführen von - den gesamten Hort betreffenden - Umfragen oder Erhebungen wesentlich erleichtern hilft, das heißt, es spart nicht nur Zeit, sondern ist auch kräfteschonender, als das zig-male Text-wiederholen.
Das Mitteilen allgemein wichtiger Termine, Anliegen, Informationen und organisatorischer Veränderungen ist mein Versuch, den Schlagwortbegriff "transparente Leitung" in die Tat umzusetzen.
Die Formulierung ist für alle Eltern gleich gewählt, mißverständliche Tonfalls-Interpretationen - wie sie bei Gesprächen schnell aufkommen können - lassen sich dadurch besser umgehen.
Natürlich wäre es mir wichtig, wenn ich möglichst viele Eltern erreiche - wenn ich wirklich alle Eltern - zum Beispiel für eine Umfrage - brauche, ist mir jedoch klar, dass es eines zusätzlichen persönlichen Einsatzes bedarf.
Bei dringenden Anliegen bleibt mir nichts übrig, als entsprechend viele Einzelgespräche zu führen oder die Horterzieherinnen um Mithilfe zu bitten, was ich aber speziell für Organisationsangelegenheiten allgemeiner Art weniger gerne mache, da die Horterzieherinnen erstens mit den Kindern genügend zu tun beziehungsweise zweitens ohnehin ihre gruppeninternen Informationen mit den Eltern alleine zu regeln haben.
Was könnten mögliche Gründe dafür sein, dass Kinder einen Elternbrief zu Hause nicht "auspacken"?
Weil sie - zu Hause angekommen - endlich Ruhe haben wollen einfach darauf vergessen sich mit anderen Dingen beschäftigen wollen nicht wissen, warum es für uns / für mich wichtig ist, dass ihre Eltern die Mitteilung erhalten nicht wissen, dass manche Mitteilungen auch für sie selbst wichtig sein könnten schlechte Erfahrungen mit Elternmitteilungen haben froh sind, dass sie niemand auf Hort / Schule / Tagesablauf anspricht aufgrund anderer Verpflichtungen keine Zeit dafür finden alleine zu hause sind usw.
Diese Überlegungen brachten mich auf die Idee, die Kinder künftig
besser über den Inhalt eines Elternbriefes, sowie über dessen Wichtig- bzw. Dringlichkeit zu informieren in den Schreib- und Gestaltungsprozess eines Elternbriefes miteinzubeziehen
Wir schreiben gemeinsam einen Elternbrief
Nach Absprache mit meinen Kolleginnen, ging ich von Gruppe zu Gruppe underzählte den Kindern, dass sie ab nun den Elternbrief mitgestalten könnten. Ich vermied es extra, von Schreiben zu sprechen, da ich befürchtete, dass sich entweder die jüngeren Kinder ausgeschlossen fühlen könnten oder alleine der Begriff schreiben den einen oder die andere - aus Gründen, die ich hier nicht näher erörtern möchte - vom Mittun abhalten würde. Mit den gestaltungsinteressierten Kindern verabredete ich einen Treffpunkt in einem Extraraum. Zum ersten Treffen kamen elf Kinder, mit denen ich das Vorhaben näher besprach. Als Thema vereinbarten wir "unser Kinderhort". Alle konnten sich bis zum nächsten Tag überlegen, was ihm/ihr Spaß machen würde, als Beitrag zum Elternbrief des Monats beizusteuern. Die Aussicht, dass jede Arbeit veröffentlicht werden würde, erwies sich als zusätzlicher Ansporn. Außerdem versprach ich den Kindern, ihre Beiträge im Elternbrief ausführlich anzukündigen.
Auszug aus dem Elternbrief:
""Den Kindern das Wort geben" war eine der pädagogischen Überlegungen und Intentionen des französischen Pädagogen Celestin Freinet. Neben M. Montessori und R. Steiner gehörte er zu den großen Reformpädagogen unseres Jahrhunderts. "Den Kindern das Wort geben" bedeutete für ihn einerseits, das Interesse der Kinder an der gesprochenen und geschriebenen Sprache zu wecken. Andererseits gehört dazu auch, als Erwachsener interessiert zu sein an der Sprache und Schrift der Kinder.
Als Leiterin dieses Kinderhortes betreue ich zwar keine "eigene" Gruppe mehr, doch ist mir sehr daran gelegen, "den Kindern das Wort zu geben". Daher möchte ich ein gruppenübergreifendes Projekt starten, das (zunächst einmal) den monatlichen Elternbrief betrifft. Bei einer Umfrage im Hort haben sich elf Kinder (Melanie, Sandra, Christina, Bianca, Madlen, Dani, Marco, Anna, Florian, Michael und Lisi) in eine Elternbrief-Redaktionsgruppe gemeldet, die mit verschiedenen Beiträgen zum Thema "Hort" den Elternbrief bereichern helfen möchten.
Ich kann mir vorstellen, dass diese elf Kinder, genau so wie ich sehr gespannt warten, ob es Rückmeldungen von Ihrer Seite auf diesen "neuen" Elternbrief geben wird."
Hier einige Beispiele des ersten Ergebnisses:
"Heute hat mein Papa eine neue Arbeit bekommen." Kuijtim
"Wir, Anna, Dani und Liesi, machen heuer wieder beim Straßenfest mit! Wer will uns verkaufen helfen? Wer das will, soll sich bitte bei uns melden! Das Straßenfest findet am Samstag, dem 27. Juni statt. Unser Stand ist dann neben dem Hortstand! Wir machen im Hort jeden Tag verschiedene Zeichnungen. Diese Zeichnungen werden wir als Billets und Lesezeichen verkaufen."
"Mir gefällt es im Hort sehr gut. Bald feiern wir wieder das Straßenfest. Die Kinder meiner Gruppe zeichnen und basteln schon eifrig dafür. Wir haben jetzt ein kleines Gartenhäuschen und vier kleine Hupfpferdchen bekommen." Sandra.
Einen 2.Klasser, den die Motivation verließ, versuchte ich, mit der Aussicht seinen Satz auf meinem Computer schreiben zu dürfen, zu bewegen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es gelang.
"Ich möchte mit Philipp in einer Gruppe sein." Marco
Da die Zeichenmotivation im ersten Versuch höher war als die Lust zu schreiben, ging ich im Monat darauf von Gruppe zu Gruppe und fragte, was die Kinder denn gerne anderen Eltern durch den Elternbrief mitteilen würden. Aufgrund zeitlicher Gedrängtheit bot ich an, ihre Beiträge zu tippen. Durch dieses Angebot bekam ich vor allem Beiträge von jüngeren Kindern, die jedoch darauf bestanden, dass ihr Name dazugeschrieben wurde.
Kurz vor den Ferien fragte ein Mädchen nach, ob sie beim letzten Elternbrief des Hortjahres mitmachen dürfte. Als ich ihr zusagte, zog sie hinter ihrem Rücken einen fertigen kleinen Artikel hervor.
Barbara Lichtenegger
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ID: 3100 | hinzugefügt von Jürgen an 03:19 - 22.11.2007 |
title: Was geschieht mit dem Mitgliedsbeitrag? by o.A. |
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Titel: | Was geschieht mit dem Mitgliedsbeitrag? |
Autor: | o.A. | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 2 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Was geschieht mit dem Mitgliedsbeitrag?
Einmal jährlich bezahlen die Mitglieder des Vereins Kooperative Freinet den Mitgliedsbeitrag von S 300,--. (Studenten und Arbeitslose 150,--)
Was passiert damit? Unser Verein entschloß sich, Mitglied der Plattform zu werden. Die Plattform ist der Zusammenschluß aller österreichischen Freinet-Vereine. Damit eine nationale und internationale Koordination, Organisation und Information möglich ist, wurden pro Mitglied ATS 8,-- der Plattform überwiesen. Die Plattform stellt auch die offizielle österreichische Vertretung zur F.I.M.E.M. (Federation internationale des mouvements d`ecole moderne) dar. Die F.I.M.E.M. ist ein Verband von nationalen und regionalen Bewegungen in der ganzen Welt, dessen Ziele es sind, die Ideen einer kooperativen Erziehung für alle Menschen zu verbreiten. Die F.I.M.E.M. unterstützt die Kontakte und den Austausch zwischen Lehrern und Tutoren, die sich mit der Freinet-Methode, wie auch mit der Forschung und Verbesserung befassen. Es erscheint die Zeitschrift "Multilettre", in der Informationen über die Aktivitäten verschiedener Gruppen weltweit vermittelt werden. Die F.I.M.E.M. veranstaltet internationale Treffen von Praktikern und Verfechtern der Freinet-Pädagogik aus der ganzen Welt - das R.I.D.E.F. (Recontre Internationale des Educateurs Freinet). Das R.I.D.E.F. - Treffen im Jahr 2000 findet in Österreich, in Hollabrunn statt.
Beim Herbsttreffen am Attersee wurde es allen Vereinen freigestellt, ob der Betrag von 17,--/Mitglied an die F.I.M.E.M. eingehoben werden soll. Dieser Betrag stellt auch einen Solidaritätsbeitrag für afrikanische, osteuropäische Länder dar, um nicht nur in einem finanziell starken Land wie Österreich, sondern auch in minderbemittelten Ländern die Verbreitung der Ideen Freinets und deren Umsetzung in der Schule zu ermöglichen. Mit Beschluß vom 29. 10. 1997 wurde unser Beitrag an die FIMEM eingezahlt.
Weitere Kosten, die dem Verein anfallen, sind die vierteljährlich erscheinende Zeitung und deren Postversand, Telefonspesen, Kopierkosten und vieles mehr.
Daher sind wir als junger Verein über jede finanzielle Unterstützung dankbar.
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ID: 3033 | hinzugefügt von Jürgen an 17:12 - 20.11.2007 |
title: Irritation by Pibal, G. |
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Titel: | Irritation |
Autor: | Pibal, G. | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 5 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
url: | |
Text:
Irritation
Im Rahmen des Zusatzstudiums "Reformpädagogik" lernte ich die Freinet-Pädagogik nicht nur theoretisch, sondern ebenso praktisch, in Form von Hospitationen und ersten eigenen Versuchen in Sachen "reformpädagogischen Unterrichtens", kennen und schätzen.
Im Zuge der Hospitationen faszinierte mich von Anfang an der Umgang der SchülerInnen miteinander sowie mit der Klassenlehrerin, der eben gekennzeichnet war von einer großen sozialen wie sprachlichen Kompetenz, die sich vor allem im Zuhören können und dem Eingehen auf Wortmeldungen Anderer zeigte (z. B. Morgenkreis), und die Selbstverständlichkeit, mit der sich die SchülerInnen selbst in den Unterricht einbringen und die Themen und Lerninhalte mitbestimmen konnten.
In der sogenannten Freiarbeit wurden die Themen bzw. Lerninhalte entweder in Einzel- oder Gruppenarbeit, je nach Aufgabenstellung, ohne sichtbare Lenkung der Klassenlehrerin von den SchülerInnen mit Interesse ausgewählt und erarbeitet. Die Rolle der Lehrerin bestand hier im Zurücknehmen der eigenen Person, die den SchülerInnen nicht fortlaufend Handlungsanweisungen erteilte, sondern ihren Raum ließ, sich selbst den Aufgaben zu stellen, diese zu bewältigen und bei Problemen Hilfestellung anbot. Die Hilfestellung reduzierte sich bei dieser Art des Unterrichtens nicht auf das Korrigieren von Fehlern und anschließendem Ausbessern von Seiten der SchülerInnen - im Gegenteil. Durch speziell ausgewählte Lehr- und Lernmaterialien, wie z. B. einem Computer mit entsprechender Software, oder einer Druckerei, mit der unter anderem Texte für die Klassenzeitung, Briefe für diverse Partnerklassen etc. gedruckt bzw. vervielfältigt werden konnten, wurden die Fähigkeiten der SchülerInnen gezielt gefördert und erweitert. Fehler wurden i.d.S. bei der sogenannten Pflichtarbeit durch spezielle Aufgabenstellungen und Übungen, die differenziert auf etwaige Schwächen der SchülerInnen abgestimmt waren, bearbeitet, mit dem Ziel aus einer Leseschwäche, Schreibschwäche, Rechenschwäche etc. Stärken zu machen, ohne dass den SchülerInnen kontinuierlich ein RICHTIG oder FALSCH entgegengehalten wurde, sondern prinzipiell jede Arbeit von Seiten der SchülerInnen durch die Klassenlehrerin positiv bewertet wurde.
Bei meinem eigenen Versuch in dieser Klasse zu unterrichten war ich von dem Wissen und Können der SchülerInnen angenehm überrascht wie irritiert, denn mit so vielen Schülerfragen und -beiträgen zum Thema "Wieviele Planeten gibt es?" habe ich in einer ersten Volksschulklasse nicht gerechnet. Und die Texte, vor allem die Texte!!
Wir haben viele Lernmaterialien in der Schule. Zum Beispiel über die Sonne und über den Mond. Wir bearbeiten gerade das Thema "Wieviele Planeten gibt es?" Daniel hat das wollen. Wir waren im Planetarium und wir haben eine Sternenshow gesehen.
Mag. G. Pibal
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ID: 3099 | hinzugefügt von Jürgen an 03:00 - 22.11.2007 |
title: Ein Blick in das niederländische Schulwesen by Rabensteiner, Dr. Gerhard |
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Titel: | Ein Blick in das niederländische Schulwesen |
Autor: | Rabensteiner, Dr. Gerhard | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 4 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
url: | |
Text:
Ein Blick in das niederländische Schulwesen
Die Studiengruppe Reformpädagogik der Pädagogischen Akademie erkundete unlängst in Amsterdam das niederländische Schulwesen und dessen alternative Schulkonzepte. Ziel war die Hauptstadt Amsterdam, dort sollten vor allem Daltonplan- und Freinetschulen besucht werden. Eine herbe Enttäuschung erlebte die Gruppe, da es trotz größter Bemühungen nicht möglich war, in Amsterdam eine Freinetschule ausfindig zu machen bzw. einen Kontakt zu Freinetpädagogen herzustellen. Deshalb stand beim Besuch vor allem die Daltonplan-Pädagogik im Vordergrund, die in den Niederlanden in den letzten Jahren wieder starke Verbreitung fand. Dieses reformpädagogische Konzept fand vor allem nach der offiziellen Anerkennung als reformpädagogischer Richtung im Jahr 1988 einen stetig steigenden Zulauf. Im Gegensatz zur Zwischenkriegszeit handelt es sich bei den neuen Daltonschulen größtenteils um "basisscholen", während es damals weniger Elementar-Daltonschulen gab. In der nahen Zukunft rechnet man aber mit einem starken Anstieg auch im Sekundarschulbereich. Fragt man nach dem Aufschwung, den die Daltonpädagogik in den letzten Jahren nahm, so spielt sicher die große Übereinstimmung zwischen dieser Pädagogik und den offiziellen schulischen Reformschritten eine bedeutende Rolle. Zu sehen war aber, daß viele Pädagogen in den Daltonschulen Techniken verwenden, wie wir sie aus der Freinetpädagogik kennen.
Die niederländische Grundschule
Im Jahr 1985 trat ein neues Grundschulgesetz in Kraft, das für uns sicherlich einige bemerkenswerte Punkte enthält:
Die institutionelle Zusammenfassung des Vorschulbereichs mit der Grundschule,
die ganztägige pädagogische Betreuung der Kinder in der Schule,
der gänzliche Verzicht auf Ziffernzensuren in der achtjährigen Basisschulzeit (4 bis 12 Lebensjahr),
eine relative Autonomie der Schulen bei gleichzeitiger Verpflichtung zur Veröffentlichung des jeweiligen Arbeitsprogramms,
die Einbeziehung der Eltern in Unterricht und Schulleben,
das Konzept multikultureller Erziehung
Besuch in der Praxis
Der Besuch unserer Studiengruppe an den Daltonschulen bestätigte uns die Umsetzung jener Schwerpunkte im Schulalltag. Eine Schule ist gekennzeichnet durch ein multikulturelles Erscheinungsbild, 40% der Schüler sind Ausländer. Dies stellt für die Schulgemeinschaft wie es scheint aber kein Problem dar. Eine weitere Schule zeigte im Vergleich doch einige Unterschiede. Angesiedelt in einer Nobelwohngegend mit hohem Akademikeranteil der Eltern und wenigen ausländischen Kindern, stehen interkulturelle Aspekte weniger im Vordergrund. Dafür war diese Schule gekennzeichnet durch eine starke Betonung des Kreativbereiches, einer umfangreichen Ausstattung der Klassen mit Materialien und stärkerer individueller Gestaltung der Klassenräume. Gleich ist jedoch die Klassenschülerzahl mit durchschnittlich 32 und die Handhabung des Wochenplanes.
Elternkontakte
Die starke Einbeziehung der Eltern in das schulische Leben ergibt sich durch die Übernahme von Betreuungsaufgaben bzw. die Verpflichtung, 3 x im Jahr zu einem Elterngespräch in die Schule zu kommen, wobei die schulischen Leistungen des jeweiligen Kindes besprochen werden. Die Eltern bezahlen kein Schulgeld, geben aber für kleine Feste und Ausflüge ca. 250,-- aus. Kopien, Bücher etc. werden vom Staat zur Verfügung gestellt.
Die Prinzipien der Daltonpädagogik
Wie wir auch in der Praxis erkunden konnten, baut die Daltonpädagogik im wesentlichen auf drei Prinzipien auf: Freiheit, Zusammenarbeit, Selbständigkeit
Diese Prinzipien finden in der Schulpraxis ihre Umsetzung. Die Daltonphase dauert 2 1/2 Stunden pro Tag. Während dieser Zeit können die Kinder ihren individuellen Arbeitsplan bearbeiten. Sie können sich sowohl auswählen, ob sie ihre Arbeiten in Einzel- oder Partnerarbeit erfüllen als auch den Ort, d. h. sie können innerhalb als auch außerhalb der Klasse arbeiten. Nach der Daltonphase gibt es gebundenen Unterricht. Auffallend war, daß sowohl in der Daltonphase als auch im Unterricht danach die Schüler große Arbeitsdisziplin zeigten. Am beeindruckendsten war jedoch die Ruhe in den Klassen bei einer durchschnittlichen Klassenschülerzahl von 32 Kindern. Die Individualisierung, die in der Daltonplanpädagogik im Vergleich zu anderen reformpädagogischen Konzepten sicherlich keine so starke Betonung erfährt, kommt in Unterrichtseinheiten am Nachmittag stärker zum Tragen.
Erfahrungen für die Praxis
Der Besuch in den Niederlanden hat gezeigt, daß der Daltonplan mit dem bestehenden Schulsystem sehr gut vereinbar ist.
Der Daltonplan ermöglicht verschiedene pädagogisch-didaktische Strategien, die flexibel angewendet werden können.
Der Daltonplan ermöglicht im Gegensatz zur Regelschule, die sich zu sehr am Leistungsdurchschnitt der Schüler orientiert, praktikable Maßnahmen zur gezielten Förderung auch der über- und unterbegabten Schüler.
Der Daltonplan stabilisiert die Klassengemeinschaft.
Der Daltonplan ermöglicht den Erwerb breitgefächerter sozialer Kompetenzen und die Anbahnung sozialer Verantwortlichkeit, durch gegenseitige Hilfeleistung aller Beteiligten.
Im Daltonplan treten für den Lehrer Aspekte des Beratens und Helfens in den Vordergrund, während der Schüler tatsächlich die Gelegenheit erhält das Lernen zu lernen.
Der Daltonplan fördert wie man es auch bei anderen reformpädagogischen Konzepten findet, die Ausbildungsziele einer modernen, komplexen Industriegesellschaft wie die Entfaltung individueller Fähigkeiten, Selbständigkeit und Initiative, soziale Sensibilität und Verantwortungsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit und sozialer Zusammenhalt über Gruppengrenzen hinweg.
Literatur:
Die niederländische basis-school. In: Die Grundschulzeitschrift 14/1989 42ff
Furch E., Pirstinger S.(Hg.): Lebendige Reformpädagogik. Schulheft 80/1995 10ff
Popp Susanne: Der Daltonplan in Theorie und Praxis. Bad Heilbrunn 1995
Dr. Gerhard Rabensteiner
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ID: 3094 | hinzugefügt von Jürgen an 02:41 - 22.11.2007 |
title: Reformpädagogik wieder aktuell? by Rabensteiner, Gerhard |
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Titel: | Reformpädagogik wieder aktuell? |
Autor: | Rabensteiner, Gerhard | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 1 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1997 | | |
url: | |
Text:
Vermehrt lassen sich in der jüngsten Vergangenheit Aktivitäten feststellen, deren Ziel es ist reformpädagogische Überlegungen in den Schulalltag zu bringen. Diese sollten Grundlage einer kindorientierten Schule sein.
Es geht aber auch darum, Österreich in der Schulentwicklung der Gegenwart wieder voranzubringen. Es ist noch keine 70 Jahre her, da war Wien das Zentrum der Schulentwicklung Europas, untrennbar verbunden mit den reformpädagogischen Ideen eines Fischl, Fadrus oder Furtmüller. Deren reformpädagogische Überlegungen fanden in dem Schulpolitiker Otto Glöckl einen kongenialen Partner. Ebenso brachte die Wiener psychologische Schule kindorientierte Erkenntnisse in den pädagogischen Alltag ein. Mit dem autoritären Österreich ab dem Jahr 1933, der Machtübernahme der Nationalsozialisten und den Kriegsgeschehnissen war es um diese Entwicklungen geschehen. Auch die pädagogische Tradition am Beginn der 2. Republik fußte nicht auf reformpädagogischen Überlegungen. Erst mit den Schulgesetzen der 60er Jahre und den daraus resultierenden Reformschritten der 70er Jahre öffnete sich die Schule gegenüber vielen neuen gesellschaftlichen Herausforderungen.
Bei einer kritischen Bestandsaufnahme unserer Schule der Gegenwart, zeigt sich häufig, daß Schüler überfordert sind, Angst haben, krank werden. Aber nicht nur die Schüler, auch die Lehrer sind gleichermaßen betroffen. Betreuungseinrichtungen am Nachmittag sind nur schwerlich finanzierbar, die Lehrpläne stehen zur Diskussion und ständig wird behauptet, daß das Niveau der Allgemeinbildung sinke. Die Bildungswesen sind auf die Produktion von Spezialisten ausgerichtet, weiters werden immer mehr Aufgaben aus dem Elternhaus an die Schule delegiert.
Aus diesen Problembereichen heraus können einige Arbeitshypothesen über die Ursachen der Unzufriedenheit mit der Schule formuliert werden:
Bildungspolitik greift gesellschaftliche Probleme erst dann auf, wenn sie virulent geworden sind.
Präventivmaßnahmen zur Vermeidung gesellschaftlicher Konfliktfelder bleiben auf der Strecke.
Schulen haben zu wenig Autonomie.
Aus diesen Hypothesen heraus, stellt sich die Forderung nach einer permanten Schureform, die durch Veränderung von gesetzlichen Rahmenbedingungen (SchoG-Novellen und deren Gesetzesbeschlüsse im Parlament) erreicht werden kann. Dabei handelt es sich aber häufig um Kompromißlösungen aufgrund unterschiedlicher ideologischer Zielvorstellungen der politischen Vertreter. Deshalb wäre zu überlegen, analog den Entwicklungen in anderen europäischen Ländern mehr Entscheidungsfreiheiten für Schulentwicklung an die Schulstandort zu delegieren. Eine solche Dezentralisierung könnte ein guter Boden für eine permanente Schulreform von innen sein.
Vor allem aber stellt sich die Frage, inwiefern die Reformpädagogik den schulischen Alltag der österreichischen Schule lebendig gestalten könnte. Zur Zeit fehlt es an Modellschulen für Gesamtkonzepte, so gibt es österreichweit einige Montessoriklassen, weniger Freinetklassen und sechs Waldorfschulen. Diese Schulklassen gehen auf Aktivitäten von Lehrerinnen und Lehrern im letzten Dezeniums zurück. Erst 1987 wurde die Österreichische Gesellschaft für Montessori-Pädagogik gegründet, ebenfalls fanden in den letzten Jahren Vereinsgründungen und Gründungen von Arbeitsgemeinschaften für Freinet-Pädagogik statt. Die Jenaplan-Pädagogik von Peter Petersen und die Daltonplan-Pädagogik von Helen Parkhurst sind im schulischen Alltag Österreichs nicht zu finden. Reformpädagogische Modelle bieten für die Regelschule nicht nur tiefgreifende pädagogische und didaktische Anregungen, sondern auch die Grundlage für die Frage, welches persönliche pädagogische Konzept der Arbeit des Lehrers mit den Kindern zugrundeliegt. Ungefähr 2.000 reformpädagogische Schulen finden wir zur Zeit in Europa, das sind ca. 7 - 8 % der europäischen Schulen, die größtenteils als Regelschulen und nicht als Privatschulen geführt werden. Gekennzeichnet sind diese Schulen durch einen überaus starken pädagogischen Gestaltungswillen, der sich sowohl auf die Regelschule wie auch auf die Lehrerausbildung der Regelschule auswirkt.
Ziel aller reformpädagogischen Bestrebungen ist es, Kinder zu Selbsttätigkeit, Selbstverantwortung zu erziehen. Diese Qualität schulischen Alltags ist durch permanente Reformen im Primar- und Sekundarschulbereich der österreichischen Schule zu etablieren. Im Rahmen der Lehreraus- und -fortbildung soll die pädagogische Tatsachenforschung für diese Bereiche verstärkt genutzt werden. Diese sollte als Ausgangspunkt zur Umsetzung von Erkenntnissen dienen. Eine Weiterentwicklung der Pädagogischen Akademie zur Pädagogischen Hochschule ist gleichfalls eine Voraussetzung für die Angleichung an den europäischen Standard. Für eine kindorientierte Weiterentwicklung der österreichischen Schule ist es daher notwendig, daß alle anerkannten reformpädagogischen Modelle den Lehrinnen und Lehrern nähergebracht werden und als Grundlage einer permanenten Schulreform dienen.
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ID: 3027 | hinzugefügt von Jürgen an 16:44 - 20.11.2007 |
title: Es ist so weit by Rabensteiner, Pia-Maria |
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Titel: | Es ist so weit |
Autor: | Rabensteiner, Pia-Maria | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1997 | | |
url: | |
Text:
Es ist so weit
Es gibt auch in Kärnten einen Freinet-Verein - den Verein "Kooperative Freinet" und hier die erste Zeitung unseres Vereins. Die Idee, einen Freinet-Verein zu gründen waren sehr lange in meinem Kopf vorhanden. Als mein Studium dem Ende zuging, trat diese Idee immer mehr in den Vordergrund. Viele Studentinnen und Studenten, Lehrerinnen und Lehrer gaben mir durch viele Gespräche Mut, diesen Verein zu gründen. Gespräche mit Eltern und guten Freunden bestärkten mich ebenso. Nachdem ich mit den jetzigen Vorstandsmitgliedern Kontakt aufgenommen hatte, merkte ich, daß nicht nur ich, sondern auch die Freunde aus dem Vorstand spontan und mit viel Enthusiasmus für diese große Aufgabe zu begeistern waren.
Ich glaube, daß es an der Zeit ist, daß freinetische Ideen immer mehr Einzug in den schulischen Alltag finden sollten. Das Recht der Kinder, sich im Unterrichtsgeschehen aktiv zu beteiligen, mitzubestimmen, mitverantwortlich zu sein uvm. erscheint mir wichtig. Das Potential an Kreativität, über das jedes Kind in unterschiedlichem Ausmaß verfügt, muß im Unterricht berücksichtigt werden. Das Kind darf, soll und muß im Mittelpunkt sein. So wie Freinet es selbst gefordert hat, muß beim Zusammenleben in der Schulklasse die Individualität der Kinder erhalten bleiben. Nicht das starre Vorgeben von Denkweisen, sondern das Akzeptieren der Vielfalt ist notwendig. Mehr über freinetisches Gedankengut folgt im Blattinneren.
In dieser ersten Ausgabe unserer Vereinszeitung werden neben den Vorstandsmitgliedern auch Eltern, Kinder und Vereinsmitglieder zu Wort kommen. Einblicke in Freinets Leben und in seine Arbeitstechniken sind ebenfalls vorhanden. Eine Seite bleibt immer dem Verein Maria Montessori vorbehalten, da auch wir in ihrer Vereinszeitung publizieren können. Das geschieht auch aus dem Grund, weil wir zwar verschiedenen reformpädagogischen Strömungen angehören, es gibt Unterschiede zwischen der Freinet-Pädagogik und der Montessori-Pädagogik, aber wir nicht konkurrenzieren, sondern einander zum Wohl der Kinder ergänzen wollen.
In den folgenden Ausgaben können Vereinsmitglieder, Eltern, Kinder, Interessierte, aber auch noch nicht so Informierte ihre Ideen, Arbeitsergebnisse, Versuche, Fragen, Anregungen uvm. veröffentlichen.
Der Verein "Kooperative-Freinet" besteht erst seit kurzer Zeit. Die Vereinsarbeit inkludiert für uns alle aber in späterer Folge das Anbieten von Workshops, Vorträgen, Gastvorträgen sowohl für die Grundstufe als auch für die Sekundarstufe. Monatlich sind jedoch an jedem ersten Mittwoch des Monats Jour-fixe-Veranstaltungen geplant. Es sollen dabei die unterschiedlichsten Bereiche der Freinet-Pädagogik diskutiert werden können (Arbeit in der Schulklasse, Arbeitstechniken, Umsetzungsmöglichkeiten freinetischen Gedankenguts uvm.). Die Auftaktveranstaltung dazu findet am 1. 10. 1997 um 18.00 Uhr in der Jugendherberge in der Neckheimstraße 6 , 9020 Klagenfurt statt.
Wir befinden uns am Beginn unserer Vereinstätigkeit. Mit viel Schwung und Elan haben wir begonnen. Ich hoffe, daß diese Euphorie lange Zeit anhält und wir mit unseren freinetischen Gedanken viele Lehrerinnen und Lehrer, Studentinnen und Studenten, Erzieher und Erzieherinnen und Eltern begeistern können.
Mag. Rabensteiner Pia-Maria
Schlagworte:
fr_koop_1-97
summary:
Intro zur Vereins-Zeitung der Kooperative Freinet in Viktring - Österreich
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ID: 3025 | hinzugefügt von Jürgen an 16:36 - 20.11.2007 |
title: Die Schule Harmonie - Eindrücke einer dreitägigen Hospitation by Rabensteiner, Pia-Maria |
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Titel: | Die Schule Harmonie - Eindrücke einer dreitägigen Hospitation |
Autor: | Rabensteiner, Pia-Maria | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 2 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Die Schule Harmonie - Eindrücke einer dreitägigen Hospitation
Das Schuljahr 1997/98 begann in dem deutschen Bundesland Nordrhein-Westfahlen bereits Mitte August und somit konnte ich in den Ferien noch die Gelegenheit nützen, diese Schule anzusehen und einige Tage lang zu hospitieren. Der Weg von Klagenfurt nach Eitorf ist zwar nicht der kürzeste - Eitorf liegt in der Nähe von Köln - aber aufgrund der Eindrücke, die ich von dieser Schule mitgenommen habe, war es ein sehr lohnender.
Die Schule
Die achtklassige öffentliche Grundschule ist ebenerdig und so angeordnet, daß jede Klasse die Möglichkeit hat, ins Freie zu kommen. Neben der Schule liegt ein wunderschöner Schulgarten, bei dem jede Klasse ihre eigenen Beete besitzt und individuelles Anpflanzen von Kräutern, Blumen, Gemüse etc. ermöglicht. Ein Gerätehaus aus Holz liegt vor quadratisch angeordneten Holzsitzmöglichkeiten, die sich für Gesprächsrunden anbieten. Im Schulgebäude befindet sich eine Aula, die für Zusammenkünfte zwischen Klassen regelmäßig verwendet wird. Die Druckerei, die von allen Kindern während des Unterrichts besucht werden kann, liegt gegenüber dem Lehrerzimmer. Das Lehrerzimmer, auf den ersten Blick als solches nicht erkennbar, ist sowohl für LehrerInnen als auch für SchülerInnen ein Raum, in dem gearbeitet werden kann. Blitzlicht: Die Tür steht offen, Kinder arbeiteten im Lehrerzimmer an ihren Aufgaben. Eine riesige Tafel, an der eine Unmenge von pädagogischen Themen draufsteht. Experimenteschachteln, die von den Lehrern für die Kinder hergestellt werden.
Die Gänge sind nicht traurig leere Korridore, sondern beherbergen viele Regale, auf denen sowohl Lernmaterialien als auch Experimente, Schülerarbeiten uvm. untergebracht sind. Alle Klassentüren stehen offen (außer eine Klasse hält gerade ein Kreisgespräch ab) und die Kinder nützen den Gang als Arbeitsraum. Während der Pause können sich die Kinder sowohl im Schulgebäude als auch im Freien aufhalten und spielen. Ein eindrucksvolles Erlebnis während der Pause: Durch das offene Fenster im Lehrerzimmer kommt ein Fußball geflogen. Keiner der anwesenden KollegInnen fängt an zu schreien oder zu zetern, sondern eine Kollegin nimmt den Ball und wirft ihn mit dem Kommentar: "Da ist er", wieder zum Fenster hinaus. In dieser Schule spürt man die Wertschätzung gegenüber der Kinder, die Offenheit, "das Leben" wird in die Schule geholt. Das beeindruckendste, das noch lange in mir haften bleiben wird: Innerhalb der drei Tage, an denen ich an dieser Schule hospitiere, sehe ich kein einziges Kind, das mit einem Mitschüler/einer Mitschülerin rauft.
Das Schulleben
Walter Hövel, Leiter der dortigen Schule, ermöglicht es, daß wir nicht nur ihm in seiner Klasse, sondern auch bei allen KollegInnen beim Unterricht zusehen können. Die KollegInnen arbeiten alle unterschiedlich: es gibt den Unterricht nach Stationenbetrieben, nach dem Wochenplan, in Ateliers.
Für die erste Klasse gibt es die ersten 6 Schulwochen mit Einverständnis der Eltern eine Sonderregelung. Ca. die Hälfte der 29 Schulanfänger kommt um 7. 30 Uhr in die Schule. Mit diesen Kindern wird bis 9.30 gearbeitet. Um diese Zeit stößt der zweite Teil der Klasse dazu. Gemeinsam werden zwei Schulstunden verbracht. Um 11. 30 verläßt der erste Teil der Gruppe die Schule, der zweite Teil arbeitet bis 13. 30 Uhr weiter. So können sich die Kinder leichter an die Schule und das Arbeiten in der Schule gewöhnen können. Für den Lehrer ist es einfacher, mit Erstkläßlern den Unterricht in Ateliers von Anfang an zu organisieren. Daß der Lehrer der dortigen Klasse eine "Hilfe" hat, deren Bezahlung noch nicht geregelt ist, ist eine andere Sache.
Kinder der zweiten Klasse übernehmen die Partnerschaft über die Kinder der ersten Klasse. Aus diesem Grund sitzen alle im großen Kreis in der Aula beisammen. Lieder und Spiele werden von der ersten Klasse vorbereitet und aufgeführt, während die zweite Klasse zu einem gemeinsamen Kartoffelessen einlädt. Die Kartoffeln wurden im eigenen Schulgarten geerntet und mit Hilfe von Eltern in Kleingruppen zu Pommes, Pellkartoffeln, Kartoffelpuffern und Kartoffelpüree verarbeitet.
Jeden Montag werden Konferenzen abgehalten, und nachdem ich an diesem Montag in der Schule hospitiere, werde auch ich dazu eingeladen. Von der vorher erwähnten großen Tafel im Lehrerzimmer wird jeden Montag von einer Kollegin oder einem Kollegen ein Thema ausgewählt, in der Konferenz thematisiert und ausdiskutiert. So eine Konferenz miterleben zu können, war Novum. Die Gesprächsdisziplin, das Umgehen miteinander bei so unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten, die Diskussionsbereitschaft... war beeindruckend. Jeder, der auch an dieser Schule so unterschiedlich arbeitet, kann, darf so sein, wie er ist. Auch über "Schwächen" darf öffentlich geredet und diskutiert werden. Kollegiales Miteinander, Akzeptanz, Respekt, Wertschätzung des Anderen wird auch unter Erwachsenen "gelebt".
Schule Harmonie - ich stellte mir vor, daß dieser Name der Schule absichtlich so gewählt wurde - als Zeichen von Zusammenarbeit, Einklang mit der Natur, Kooperation, Akzeptanz von dem was ist (Kinder sind so wie sie sind und nicht so, wie wir sie haben wollen) und vielem mehr. Die Neugier war groß, das Gesehene beeindruckend, die Eindrücke umwerfend. Diese normale Regelschule trägt keinen dafür speziell ausgewählten Schulnamen. Die Schule Harmonie liegt in einem Stadtteil Eitorfs - dem Stadtteil Harmonie.
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ID: 3032 | hinzugefügt von Jürgen an 17:02 - 20.11.2007 |
title: Bitte lächeln - Es tut sich was! by Rabensteiner, Pia-Maria |
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Titel: | Bitte lächeln - Es tut sich was! |
Autor: | Rabensteiner, Pia-Maria | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 5 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Bitte lächeln - Es tut sich was!
Schulübergreifendes und schulstufenübergreifendes Fotoprojekt der Freinet-Klasse und der Montessori-Klasse
Nachdem die Freinet-Klasse der VS 20 Viktring während des Schuljahres 1997/98 wegen des Schulneubaues in Viktring disloziert an der Körnerschule in Waidmannsdorf untergebracht war, lud die Freinet-Klasse (1. Schulstufe) die Montessori-Klasse (2. Schulstufe), die ebenfalls in dieser Schule ist, zu einem gemeinsamen Fotoprojekt ein.
50 SchülerInnen arbeiteten 1 Woche lang an diesem schulstufen- und schulübergreifenden Projekt mit. Mit Hilfe von Namenskärtchen zog im Begrüßungskreis ein Kind aus der Freinet-Klasse seinen Partner oder seine Partnerin aus der Montessori-Klasse. Als Begrüßungsgeste erhielten die Sternenkinder vom so ausgewählten Partner (oder von der Partnerin) kleinere und größere Schmucksteine und Armbänder, während die Kinder aus der Montessori-Klasse Bilder, Texte oder Zeichnungen erhielten.
Die SchülerInnen stellten nun gemeinsam Chemogramme, Piktogramme und Aufnahmen mit der "Camera oscura" her. Die anfängliche Skepsis, Fotos mit einer Schuhschachtel und eingelegtem Fotopapier herzustellen schwand, als die SchülerInnen merkten, dass mit dieser "Camera obscura" tatsächlich Bilder entstehen können. In der Dunkelkammer wurden die Piktogramme und alle Bilder aus der "Camera obscura" von Petra Hintereicher gemeinsam mit den SchülerInnen entwickelt. Tatkräftige Unterstützung erhielten Carmen Würschl, Lehrerin in der Montessori-Klasse, und ich auch durch Eltern, die die Kinder in Kleingruppen betreuten.
Frei Texte, eine Freinet-Technik, wurden zu den Chemogrammen, Piktogrammen und den Aufnahmen aus der "Camera obscura" verfasst.
"Ich habe den Benni mit der Schachtel fotografiert. Das Bild war ganz schwarz. Deswegen nenne ich das Bild "Schwarzes Bild". Julian
"Ich habe heute fotografiert. Ich habe das Schulhaus mit der Camera obscura fotografiert. Das war sehr lustig. Man hat bis 50 zählen müssen. Dann habe ich lange warten müssen bis die Dunkelkammer frei war." Aline L.
Die Einladungen zu dieser Fotoausstellung wurden auf der Klappdruckpresse gedruckt, von den Kindern liebevoll verziert und an KollegInnen, Eltern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verteilt.
Den Abschluss bildete eine Fotoausstellung an der Körnerschule, bei der wir auch Herrn Bezirksschulinspektor Franz Schleicher begrüßen konnten. Alle Bilder und freie Texte konnten eine Woche lang bewundert werden.
Bei diesem Projekt ging es neben dem Aufgreifen von SchülerInneninteressen um die Kooperation der beiden reformpädagogisch geführten Klassen.
Mag. Rabensteiner Pia-Maria
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ID: 3098 | hinzugefügt von Jürgen an 02:57 - 22.11.2007 |
title: Die freie Arbeit - Schüler planen ihre Arbeit selbst by Rabensteiner, Pia-Maria Mag. |
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Titel: | Die freie Arbeit - Schüler planen ihre Arbeit selbst |
Autor: | Rabensteiner, Pia-Maria Mag. | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Die freie Arbeit - Schüler planen ihre Arbeit selbst
Geht man von Freinets Grundeinstellung aus, daß die Kinder sowohl das Recht auf ihren eigenen Lernprozeß, ihre eigene Entwicklung und Individualität als auch das Recht auf ihren eigenen Lernrhythmus haben, erkennt man zwangsläufig, daß der Unterricht auf diese Form abgestimmt werden muß. Freinet setzte bei seiner Unterrichtsarbeit die Schwerpunkte so, daß es keinen Stundenplan im üblichen Sinn gibt, sondern daß die Kinder ihr Lernvorhaben individuell, entweder in Einzelarbeit, Partner- oder Gruppenarbeit bewältigen können.
Zu Wochenbeginn wird in Absprache mit dem Lehrer und den Kindern der gemeinsame und individuelle Arbeitsplan fixiert. Während der Freiarbeitsphase können sich die Kinder die Arbeit, die sie sich für diese Woche vorgenommen haben, erledigen. Alle Arbeiten, die ein Kind in diesem Zeitraum erledigt, werden im Arbeitsplan vermerkt. Am Ende der Woche werden die individuellen Arbeitspläne vom Lehrer kontrolliert. So bestimmt jedes Kind sein Lernpensum und sein eigenes Lerntempo. Der Lehrer hat aufgrund der Arbeitspläne einen Einblick in das Leistungsvermögen der Kinder.
Als Arbeitsmaterialien, die für diese Freiarbeitsphase für die Kinder zur Verfügung stehen, zählen Arbeitskarteien und Arbeitsblätter mit Selbstkontrollmöglichkeit, die Arbeitsbücherei, Nachschlagekarteien, Dokumentensammlungen - eine Fundgrube geographischer, geschichtlicher, biologischer, umweltbezogener Unterlagen, Versuchskarteien, Spiele, Lexika, Bücher, Zeitschriften, Schallplatten, Tonbänder, CD, Material zum Basteln, Werken, die Schuldruckerei und vieles mehr. Praktisch handelt es sich um alle Materialien, die sich in den einzelnen Arbeitsecken befinden sollten.
Freinet lehnte Schulbücher, bei denen alle Kinder in der gleichen Zeit den gleichen Lehrstoff durchnehmen müssen, ab, "weil sie nur zur Langeweile erziehen, ein guter Schüler sie in kürzester Zeit ausgelesen hat und sie ihn dann nicht mehr interessieren" (Jörg, 19892 ,29).
Bei der Form des freien Arbeitens lernen die Kinder nicht nur verantwortungsvoll mit den verschiedenen Materialien umzugehen, sondern ihre Leistung einzuschätzen, sie mit anderen Kindern zu vergleichen, selbständig und selbstverantwortlich Aufgaben zu übernehmen. Das selbstgesteuerte Arbeiten bereitet den Kindern auch Freude. Aggressionen und Frustrationen können dadurch außerdem vermieden werden. Wenn Kinder in der Freiarbeitsphase ihren Aufgaben unterschiedlicher Art nachgehen, diese alleine, mit einem Partner oder in einer Gruppe erledigen, so müssen sie sich auch an bestimmte Ordnungprinzipien halten. Freinet meinte dazu in seinem Werk "Les techniques Freinet de l´école moderne" folgendes: "Wir behaupten..., daß die wahre Disziplin sich nicht von außen, von einer vorgegebenen Regel und auf diese Regel bezogenen Verboten und Bestrafungen herleiten soll. Sie ist vielmehr die natürliche Folge einer geglückten Organisation kooperativer Arbeit und des sich daraus herleitenden Klimas in der Klasse ("clima moral de la classe"). Die Erfahrung hat uns gezeigt, daß wir ein nahezu ideales Arbeitsklima erreichen, wenn bei der Arbeitsorganisation die Gruppenstrukturen der Klasse berücksichtigt werden, wenn die Kinder in ihrer Einzel- oder Gruppenarbeit eine sie interessierende Arbeit verrichten, die sich insgesamt außerdem noch in einen kontinuierlichen Gesamtarbeitszusammenhang einfügt. Unordnungen gibt es nur bei unangemessener Organisation der Arbeit und wenn ein Kind mit einer Arbeit beauftragt wird, die weder seinen Wünschen noch seinen Möglichkeiten entspricht." (Zehrfeld, 22)
Für das Arbeiten in den Freiarbeitsphasen kann ein Plakat erstellt erstellt werden, das die Kinder an den Ordnungsrahmen erinnern soll. Im Klassenrat sollte auch genau besprochen werden, warum diese Richtlinien einzuhalten sind. Innerhalb des Klassenverbandes gehen die Kinder unterschiedlichen Arbeiten nach. Kinder, die einen freien Text verfassen wollen, benötigen dazu Ruhe. Das muß ihnen ermöglicht werden. Arbeiten Kinder miteinander, wird daher aus Rücksicht auf die anderen im "Flüsterton" gesprochen. Die Regel, daß Materialien an den Ort, wo sie entliehen werden, wieder zurückkommen, muß ebenfalls eingehalten werden. Somit findet jedes Kind aus den Bereichen Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Experimentieren, Malen, Kreativitätsförderung uvm. wieder alle Materialien.
Die Freiarbeitsphasen beginne ich damit, daß die Kinder ihre Arbeitspläne aufschlagen und nachsehen, welche Aufgabe bereits erledigt ist und welche noch nicht. Kinder, die ein Material gerade in Arbeit haben, haben das Vorrecht darauf und dürfen dieses als erste nehmen. Diejenigen, die am Vortag ihre selbstgestellte Aufgabe erfüllt haben, überlegen sich, womit sie heute beginnen werden. Es steht den Kindern frei, alleine, mit einem Partner oder in einer Gruppe zu arbeiten. Wird eine Arbeit erledigt, so ist das Material wieder an den ursprünglichen Platz zurückzustellen, die geleistete Arbeit ist im Arbeitsplan zu vermerken.
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Literatur:
Jörg H., So macht Schule Freude. Wolfsburg 1989
Zehrfeld K., Freinet in der Praxis. Basel 1979
C. Freinet., Die moderne französische Schule. Paderborn 1979
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ID: 3087 | hinzugefügt von Jürgen an 02:17 - 22.11.2007 |
title: Der Umgang mit dem freien Text in der ersten Klasse / by Rabensteiner, Pia-Maria Mag. |
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Titel: | Der Umgang mit dem freien Text in der ersten Klasse / |
Autor: | Rabensteiner, Pia-Maria Mag. | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 4 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Der Umgang mit dem freien Text in der ersten Klasse /"Lesen durch Schreiben" - Kinder schreiben ihre eigenen Texte mit Hilfe der Anlauttabelle
Zu Beginn dieses Schuljahres stellte ich mir die Fragen, wie ich mit meinen 25 Schulanfängern bei der Erarbeitung der Buchstaben des Alphabets und beim Lesen beginnen sollte. Nach reichlicher Überlegung entschied ich mich für das Arbeiten mit der Anlauttabelle nach C. Reichen. Gerade in einer Freinet-Klasse erschien mir das Erlernen der Buchstaben mit Hilfe der Anlauttabelle am sinnvollsten, da der Lehrgang "Lesen durch Schreiben" am ehestens dem individuellen Lernen der Kinder gerecht wird. Das selbstgesteuerte Lernen steht im Vordergrund - das Niederschreiben der eigenen Wörter, Wortkombinationen, Gedanken, Erlebnisse, in späterer Folge der kleinen Texte und nicht das gemeinsame Erlernen von Buchstaben und das Abschreiben eines Lehrertextes von der Tafel. Mir erschien es auch beim Schreiblernen wichtig, auf den individuellen Entwicklungsstand und die Interessen der Kinder entsprechend einzugehen.
Die Anlauttabelle stellt keine Fibel im traditionellen Sinn dar, sondern ermöglicht es den Kindern, ihre eigenen Wörter von Anfang an selbständig zu schreiben. Es ist natürlich notwendig, zusätzlich zur Arbeit mit der Anlauttabelle Hörübungen durchzuführen, damit die Kinder die einzelnen Laute, die wir in unserer Sprache verwenden, erkennen. Das heißt, Lautierungsübungen beziehen sich auf die gesamte Lautabfolge und dienen nicht nur dazu, den Anlaut oder Endlaut zu erkennnen. Das Ziel dieser Lautierungsübungen war es, dass sich die Kinder bemühen, klar und deutlich zu artikulieren. Die Laute der einzelnen Wörter zu erkennen, zu unterscheiden, zu zerlegen..., das sollten die Kinder lernen. Dies bedeutete für viele Kinder große Schwierigkeiten, da bedingt durch den Kärntner Dialekt die meisten Endungen auf "-er" als reine "a" von den Kindern lautiert wurden. (z. B. Wassa, Mutta, Kinda...)
Die Anlauttabelle in ihrer Hufeisenform ist nicht vollständig und nicht nach einem bestimmten Muster aufgebaut. Die Bilddarstellungen für "St, Sp, C, X" fehlen, können bzw. sollen vom Lehrer/von der Lehrerin mit den Kindern gemeinsam in die Tabelle integriert werden.
Wie und wann wurde mit der Anlauttabelle begonnen?
Bereits in der ersten Schulwoche erhielt jedes Kind eine Anlauttabelle, wobei die Bilder von den Kindern nach und nach ausgemalt wurden. Wichtig war mir, dass die Kinder bei allen Bilddarstellungen die entsprechenden Bedeutungen wussten bzw. richtig erlernten ( "R" wie Rad, "S" wie Sonne, "K" wie Krokodil... Bei den täglichen Übungen oder Spielen mit der Anlauttabelle legte ich ebenso Wert darauf, dass auch bei jeder gesuchten Bilddarstellung der Anlaut laut artikuliert wurde. Zuerst wurden Wörter gemeinsam gesucht, lautiert und verschriftlicht. Die Kinder wollten aber neben den Wörtern Mama und Papa Wörter wie Schmetterling, Käfig, Wellensittich... schreiben. So dauerte es nicht lange, bis die Kinder selbst das Bedürfnis hatten, mit Hilfe der Anlauttabelle ihre eigenen Worte zu kreieren und niederzuschreiben. Viele Kinder liebten es, sich auf "Wörtersuche" zu begeben, manche hielten sich dabei eher zurück. Die Kinder arbeiteten alleine oder konnten auch in Partnerarbeit am Computer ihre "Texte" schreiben.
Das Schreiben eines Wortes erfolgte so:
z. B. das Wort Elefant:
Das Wort "Elefant" wurde zuerst deutlich artikuliert.
Das Suchen auf der Anlauttabelle begann - (E wie Esel).
Das "E" wurde aufgeschrieben.
Das Wort "Elefant" wurde wieder deutlich ausgesprochen. So sollten die Kinder erkennen, dass nach dem "E" das "L" zu suchen und zu verschriftlichen ist. D. h. die neuerliche Suche auf der Anlauttabelle begann.
"L" wie Lampe wurde aufgeschrieben.
In gleicher Weise wurden alle weiteren Buchstaben deutlich ausgesprochen, auf der Anlauttabelle gesucht und niedergeschrieben.
Die Kinder fanden sich bei der Handhabung der Anlauttabelle sehr schnell zurecht. Es war jedoch ganz klar, dass Kinder aufgrund der undeutlichen Aussprache oder durch Überhören eines Lautes diesen hin und wieder ausließen und Klein- und Großbuchstaben gemischt im Wort verwendeten. Das wichtigste war aber, dass sie sich mit Hilfe der Buchstaben verständigen konnten. Die Kinder konnten die Wörter, die sie schreiben wollten, lautieren und mit Hilfe der Anlauttabelle aufs Papier bringen. Durch das genaue Vorsprechen der Wörter erkannten die Kinder auch Dehnungen und Verdoppelungen recht schnell. (Leider gibt es aber auch immer diese Ausnahmen!) Ganz zu Beginn konnten die Kinder schreiben, aber ihre selbst verfassten Texte nicht lesen. Ich hörte sehr oft die Frage: "Habe ich das Wort jetzt schon fertig geschrieben?" Erst im Laufe der Zeit erfolgte durch das selbstgesteuerte Schreiben das selbstgesteuerte Lesen.
Es gab nämlich von Anfang an keine gemeinsam abgehaltenen Leseeinheiten oder Leseübungen. Vor allem gab es kein lautes Vorlesen vor all den MitschülerInnen. Die Kinder konnten Lesetexte aus der Klassenbibliothek, aus gedruckten Kindertexten, aus den vielen Lernmaterialien, Karteikarten uvm. aussuchen und für sich selbst lesen. Mit der Zeit kamen sie zu mir und wollten mir auch Texte vorlesen. Wer wollte, konnte jedoch seinen eigenen Text der Klasse im Abschlusskreis vortragen. Für mich persönlich war es ein unbeschreibliches Gefühl, als mir ein Kind im November einen Sachtext ohne Schwierigkeiten vorlas. Ein anderes Kind arbeitete mit dem Atlas und las mir verschiedene Städte und Staaten vor. Das Lesen geschah einfach nebenbei. Die Kinder konnten es. Das war für mich sehr faszinierend.
Die Kinder merkten schnell, dass man sich mit Hilfe eines geschriebenen Textes verständigen kann, und so richtete ich sowohl für jedes Kind in der Klasse als auch für mich einen "Postkasten" ein. So konnten sich die Kinder gegenseitig Briefe schreiben, diese lesen und dem Schreiber wieder antworten. Die Briefe erhielten immer den Namen des Absenders und des Adressanten und wurden in das gewünschte Fach gegeben. Die Kinder lernten die Namen ihrer MitschülerInnen zu lesen und zu schreiben und mussten das Briefgeheimnis wahren. Diese "Briefe" waren liebevoll gestaltete Zeichnungen und einfache Wörter, die die Kinder mit Hilfe der Anlauttabelle aufschrieben. Im Klassenrat wurde darüber diskutiert, wie auf erhaltene Post reagiert werden sollte - man antwortet. Das Klassenamt "Postbote" wurde installiert, der die Aufgabe hatte, die Post auszuteilen.
Es entstanden mit der Zeit nicht nur einzelne Wörter, sondern die Kinder verfassten ihre eigenen kleinen Texte - ihre ersten kleinen Sätze. Diese Texte wurden entweder am Computer verfasst oder mit Hilfe der Druckerei immer von jeweils zwei Kindern für alle in der Klasse gedruckt. Diese Texte wurden ebenso, wie die während der Freiarbeit entstandenen kleinen Büchlein, im Abschlusskreis den MitschülerInnen präsentiert.
Im Laufe der Zeit benötigten viele Kinder die Hilfe der Anlauttabelle für das Schreiben nicht mehr. Von einigen Kindern, die sich zu sicher waren, im Text jedoch immer wieder Laute aufzuschreiben vergaßen, musste die Anlauttabelle wieder zur Hand genommen werden.
Vor Weihnachten begannen wir mit den "Regenbogenkindern" (VS Zechnerschule - 2. Schulstufe aus Wien) zu korrespondieren. Jedes Kind aus der Klasse hat einen Briefpartner/eine Briefpartnerin in Wien. Unserer weiteren Korrespondenzklasse , den "lila Karmuffeln" (1. Schulstufe aus Eitorf in Deutschland), sandten wir individuell erstellte Texte. Nachdem die Kinder aber immer mehr freie Texte verfassten und mit Hilfe der Klappdruckpresse druckten, fingen wir an, die Texte auf unsere Postkarten zu drucken und an mehrere Klassen zu verschicken.
Nun senden die Kinder ihre Texte auch an die "Sternschnuppenkindern auf dem Regenbogen" (Volksschule Kirchberg in Oberösterreich) , an die Kinder der Ganztagesvolksschule II in Wien, an Kinder der 1. Klasse der VS Silbertal in Vorarlberg, an die "Bärenkindern" aus Köln (1. - 4. Schulstufe) und an Kinder einer weiteren 2. Schulstufe in Deutschland (Grundschule Ruppichterroth)
So beginnt sich die Spirale zu drehen. Texte schreiben, drucken, den Kindern der Klasse präsentieren, an die Korrespondenzklassen versenden, auf Post warten, Post erhalten, lesen, einen neuen Text schreiben... Motiviert gehen die Kinder ans Texteverfassen und schreiben ihre eigenen Ideen, Erlebnisse, Phantastereien uvm. auf.
Wie wird korrigiert?
Bei den Korrekturen halte und hielt ich mich sehr zurück. Ich griff nie in einen Kindertext ein, sondern schrieb zu Hause am Computer die Wörter richtig nieder und klebte das nun richtig Geschriebene in das Texteheft unter den jeweiligen Kindertext. Die von mir korrigierten Kindertexte kamen in ausgedruckter Form in den Ordner "Lesetexte" und in den Ordner "Laufdiktate". Beide Ordner standen in der Freiarbeit für alle Kinder zur Verfügung.
Zu Beginn des 2. Semesters wurden die individuellen "Lernwörter" (vom Kind falsch geschriebene, von mir korrigierte und ins Lernwörterheft des jeweiligen Kindes eingetragene Wörter) vom "Lernwörterheft" auf kleine Kärtchen übertragen. Diese individuellen Lernwörter konnten (oder waren zeitweise auch im Pflichtprogramm enthalten) während der freien Arbeitsphase mit Hilfe der 5-Fächer-Lernkartei, die jedes Kind besitzt, geübt werden.
Nachdem die Kinder ungefähr zu Weihnachten alle Buchstaben beherrschten, erhielten sie zu Beginn des 2. Semesters die Aufgabe, in der Freiarbeit die einzelnen Buchstaben des ABC individuell zu bearbeiten.
Elternarbeit.
Bei einem Elternabend erhielten die Eltern eine Anlauttabelle. Sie erhielten aber nicht die, mit denen die Kinder arbeiteten, sondern eine, bei der anstelle der Buchstaben Hieroglyphen eingesetzt waren. Die Eltern sollten sich damit gegenseitig ein paar Wörter aufschreiben. So erlebten die Eltern die Schwierigkeiten des Buchstaben(er)lernens und erkannten, worum es bei dem Lehrgang "Lesen durch Schreiben" ging: Die zuerst nur abgemalten Buchstaben werden zu einem Wort kodiert, beim Lesen oder Entziffern dekodiert. Die Eltern erkannten auch, dass es nicht sehr einfach ist, sich die Fülle der vielen neuen Hieroglyphen bzw. Buchstaben zu merken. Aus diesem Grund wurde die Anlauttabelle ganz bewusst lange nicht mit nach Hause gegeben. Die Eltern sollten nämlich nicht auf die Idee kommen, mit ihren Sprösslingen alle Buchstaben zu lernen. Gerade hier zeigte sich, wie wichtig die Elterninformation war. Den Eltern musste die Angst vor dem individuellen Erarbeiten der Buchstaben genommen werden. Dadurch, dass der Vergleich mit anderen KollegInnen bzw. anderen Kinderheften nicht gegeben war, waren sie nur auf die eigenen Beobachtungen der Lernfortschritte und die Gespräche mit mir über den individuellen Lernzuwachs und Leistungsstand angewiesen.
Resümee: Die Kinder schreiben Texte noch immer gerne.
Die Kinder können alle Wörter ihres Sprachschatzes sicherlich noch nicht richtig schreiben. Aber welches Kind in der 1. (2., 3., 4., 5....) Klasse kann das? Dies erfolgt nur durch Übung und viel schreiben. Dafür und für die Rechtschreibübungen ist noch Zeit genug.
Durch das weitgehend individuelle Erlernen der Buchstaben ist bei fast allen Kindern die Lust am Schreiben eines Textes noch immer vorhanden. Alleine das Herstellen der klasseneigenen Schülerzeitungen, das Veröffentlichen der Texte in der "Neuen Tapete" (vgl. Freinet-Kooperativ 1/97, S. 34), der rege Austausch von Kindertexten mit verschiedenen Klassen, das Vorlesen der eigenen Texte oder das Zuhören im Abschlusskreis motiviert meine Kinder immer wieder, ihre eigenen Idee aufs Papier zu bringen und niederzuschreiben. Sie haben so viel Phantasie und Einfallsreichtum - das sollen sie sich noch sehr lange behalten.
Falls du/Sie mehr Informationen zum Arbeiten mit der Anlauttabelle haben willst/wollen, stehe ich gerne für Auskünfte zur Verfügung.
Literatur:
Reichen J., Lesen durch Schreiben, Heft 1 - 8, Sabe-Verlag, Zürich 1988.
Fragen und Versuche - Nr. 56, 57, 60, 62, 67, 67
M. Merz., Lernen - ein Puzzlespiel Linz 1996
Freinet-Kooperativ 1/1997
Mag. Rabensteiner Pia-Maria
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ID: 3090 | hinzugefügt von Jürgen an 02:29 - 22.11.2007 |
title: Fragen zur Welt by Resch, Uschi und Walter Hövel |
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Titel: | Fragen zur Welt |
Autor: | Resch, Uschi und Walter Hövel | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Fragen zur Welt
Wir arbeiten beide in der Grundschule. Die eine Klasse ist ein zweites Schuljahr auf dem Land in der Nähe von Köln, die andere, ein drittes Schuljahr, befindet sich mitten in Wien. Fast jede Woche verlassen wir die Klassenräume, um in der für uns erreichbaren Welt außerhalb der Schule zu lernen. Die Landkinder gehen in den Wald, zu einem alten Wasserauslauf, spazieren durch die Flußauen zwischen der Sieg und der Eisenbahnlinie, sie wandern durch Felder und Straßen oder besuchen das örtliche Theater. Die Stadtkinder fahren mit der Straßenbahn in den Wald, gehen in den Park, besuchen Ausstellungen, Museen, Theater und Informations-veranstaltungen für Kinder.
Irgendwann entstand die Idee, gegen Ende eines solchen "Spaziergangs"¹, auf dem Rückweg zur Schule stehen zu bleiben, einen Kreis zu bilden und die Augen zu schließen. Jedes Kind denkt sich eine eigene Frage zur Welt aus. Danach stellt jedes Kind den anderen seine Frage vor. Nachdem wir wieder in der Klasse sind, schreiben alle ihre Frage auf einen kleinen Zettel, der dann ins große "Fragen-zur-Welt-Buch" eingeklebt wird. Diese Aufgabe haben bald die Kinder selbst übernehmen.
Vor dem Einkleben liest jedes Kind noch einmal seine Frage vor. Manchmal spielen wir vorher noch das "Befreiungsspiel". Es wird ein Kreis gebildet, in welchen du erst dann gehen darfst, wenn eine MitschülerIn deine Frage noch weiß und sie laut sagt. Eine Variante ist die, dass schon alle im Kreis sitzen. Jetzt wird das "Befreien" dadurch symbolisiert, dass sich die auf den Boden setzen, deren Frage von jemand anders gewußt wurde. Es ist erstaunlich, dass die Kinder wirklich noch alle Fragen der anderen wissen. Noch nie ist ein Kind übriggeblieben, weil seine Frage nicht wiederholt werden konnte.
Uns ist es nicht wichtig, dass alle Fragen beantwortet werden, wichtig ist, dass jedes Kind seine Frage stellt und jede Frage ins "Fragen-zur-Welt-Buch" kommt. Wichtig ist, dass jedes Kind und jede Frage ernst genommen wird. Es gibt keine "guten und schlechten Fragen". Es gelingt niemals, alle Fragen zu beantworten, hierzu reicht die Zeit nicht. Also müssen Fragen ausgesucht werden. Das Kind, das als letztes Geburtstag hatte, darf sich eine oder mehrere Fragen aussuchen. In der Regel werden die Fragen im Kreis beantwortet, manchmal geschieht es in kleineren "Fragen-zur-Welt-Gruppen".
Die Kinder beginnen eigene Antworten auf die gestellten Fragen zu finden. Jede Theorie, jeder Erklärungsversuch wird ernstgenommen, jedem Gedankengang wird gefolgt. Die Kinder philosophieren, die LehrerIn hält sich zurück. Die Erwachsenenerklärungen - falls sie überhaupt gebraucht werden - sind erst nach denen der Kinder dran. Sie bilden aber nicht den "krönenden Abschluß", um die "richtige" Antwort zu geben, sondern sind eine Erklärung unter vielen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werden verschiedene Arbeitsformen eingesetzt.
Zum Beispiel machten wir Experimente mit Wasser bei der Frage, warum man einen Wasserfall hören kann, ein von den ScxhülerInnen eingeforderter Lehrervortrag versuchte die Frage zu beantworten, wie das Universum entstanden ist, die frage, wie alt eigentlich ein Grashalm werden kann, wird ein Universitätsprofessor oder ein Biologen auf die schriftliche Anfrage der Kinder hin, beantworten müssen. Es sind auch schon kleinere Bücher entstanden, zum Beispiel zu der Frage, wie das Küssen entstanden ist.
Oft beinhalten die Fragen auch das aktuelle Projektthema. Wie zum Besispiel bei unserem "Ägyptenprojekt", das mehrere Wochen dauerte, kamen immer wieder Fragen zu diesem Thema. "Wie sind die Pyramiden entstanden?". Die Frage "Wieviele Sekunden braucht man, um auf eine Pyramide zu klettern?" führte dazu, dass wir dies gemeinsam im Kreis ausgerechnet haben. "Ganz nebenbei" wiederholten wir die gesamte Uhr. Es kann auch vorkommen, dass wir bewußt eine Aktion mit den Kindern machen. So haben die Landkinder in Schnee und Eisregen auf einer Wiese ein Feuer mit nassem Holz entzündet. Daraufhin folgten fast ausschließlich "Feuerfragen". Wie zum Beispiel: "Warum ist Feuer heiß?", "Warum gibt es überhaupt Feuer?" "Wie entsteht Feuer?".
<b>Fragen zu Fragen zur Welt</b>
Strukturieren eigene Fragen die äußere und innere Welt der Kinder?
Führt eigenes Fragen die Kinder von ihrer ganzheitlichen konkreten Wahrnehmung der Welt zu einem geistig abstrahierenden Erkennen, ohne dass sie ihrer konkreten Ganzheitlichkeit beraubt werden?
Wieviele Geheimnisse stecken in den Fragen der Kinder?
Wie fraglich ist den Kindern die Wirklichkeit, wie wirklich sind ihnen ihre Fragen?
Können Kinderfragen die Zusammenhänge zwischen den Dingen der Welt, zwischen der Welt und ihnen selbst und zwischen den Fragenden verknüpfen?
Finden die Kinder durch eigenes Fragen den Sinn des Lebens?
Leben fragende Menschen sinnvoller?
Könnten Menschen ohne Fragen leben?
Wann und wer hört Kindern zu, wenn sie Fragen stellen?
Verträgt Schule überhaupt die Fragen der Kinder?
Kann eine Frage falsch sein?
Suchen Philosophen die Fragen oder die Antworten?
Wieviele richtige Fragen gibt es auf eine Frage?
Wieviele Fragen gibt es zu einer Antwort?
Wir oft muß ein Kind seine Frage stellen, bis es seine Antwort findet?
Sind Fragen nicht die Antworten der Kinder?
Ist die bewußte Wahrnehmung unserer Sinne Voraussetzung, um fragen zu können?
Verändern die Fragen der Kinder unsere Sichtweise der Wirklichkeit? Wie politisch sind Kinderfragen?
Sollten LehrerInnen ihre eigenen Kinderfragen noch kennen?
Warum wissen so wenige Erwachsene, dass sie wie Kinder fragen können?
Warum wissen so wenige Kinder, dass ihre Fragen wichtig sind?
Verändert die Sprache die Wahrnehmung der Kinder?
Können Fragen die Wahrnehmung der Kinder wirklich ausdrücken?
Gibt es ein Lernen ohne Fragen?
Verlierst dur durch Fragen die Angst vor den Antworten?
Geben uns Fragen mehr Mut zu leben?
Erobern Kinder die Welt durch ihre eigenen Fragen?
Werden Kinder, die das Fragen gelernt haben auch später ihre eigenen Kinder fragen lassen?
Wie wichtig ist es, fragen zu können?
Wäre die Welt ohne Fragen nicht einfacher?
Was nützen mir tausende von Antworten, wenn ich die Frage nicht kenne?
Lernen wir zu denken, wenn wir Fragen stellen?
Wodurch lerne ich mehr Verantwortung? Durch ungefragte Antworten oder durch die Fragen mit meinen eigenen Worten?
Wie kann ich die Welt erfahren ohne nach ihr zu fragen?
Sollten die Fragen der Kinder nicht alleiniger Inhalt unseres gesamten Unterrichts sein?
Sind Fragen nicht die Grundlage, um uns um eine antwort zu mühen?
Können Kinder dadruch, dass sie lernen ihren Fragen zu trauen mehr Selbstvertrauen gewinnen?
Ist in der Frage bereits eine Antwort?
Muß jede Frage beantwortbar sein?
Wann und wem stellen LehrerInnen ihre Fragen?
Kannst du fragen?
<b>Einige Fragen aus den ersten drei Schuljahren:</b>
Warum sickert das Wasser in den Flüssen nicht ein, aber das Wasser sonst schon?
Warum können Menschen nicht fliegen? Warum gibt es leichte und schwere Stöcke?
Wie entstand das Küssen? Warum haben Pflanzen Wurzeln und Menschen Beine?
Warum sind Blätter nicht viereckig? Warum kann man die Zeit nicht anhalten?
Wieso gibt es Kriege? Wie verstehen Ausländer ihre eigene Sprache?
Warum werden Bäume so groß? Wieso gibt es Fragen?
Warum gibt es bei uns keine Elefanten? Wieso gibt es Mädchen und Jungen?
Warum hat die Rinde Striche? Wie alt kann ein Grashalm werden?
Gab es einmal Herkules? Warum dreht sich die Erde und der Boden nicht?
Warum haben Tiere andere Sprachen als wir? Gibt es Lebewesen auf anderen Planeten? Wie ist die Erde entstanden? Was ist der Wind?
Wann wird die Sonne wieder scheinen? Warum töten Menschen Tiere?
Müssen Blumen nichts essen? Warum fällt die Sonne nicht runter?
Wie entstanden die Sterne? Warum sind Ameisen so klein?
Wie wachsen Äste? Wie schmeckt das Essen bei Außerirdischen?
Warum läuft das Wasser nicht aus der Erde in den Weltraum?
Was ist Licht? Warum sind Wolken blau und weiß?
Gab es früher wirklich Wahrsager und Zauberer?
Was passiert, wenn Steine ins Wasser fallen?
Warum müssen Erwachsene alles beurteilen?
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¹ Das "Verlassen der Übungsräume" , die "Spaziergangsklasse" oder die "Heckenschule" hat in der Freinet-Pädagogik die wohl älteste Tradition.
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Notiz:
"Fragen zur Welt" aus der Zeitschrift: "Fragen und Versuche" - Zeitung der Pädagogik-Kooperative , Heft 79, Februar 97.
Uschi Resch war Grundschullehrerin in Wien, unterrichtet jetzt in Deutschland.
Walter Hövel ist Rektor einer Grundschule in Eitorf bei Köln.
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ID: 3082 | hinzugefügt von Jürgen an 01:47 - 22.11.2007 |
title: Sternenkinder meet Kamuffel. Zu Gast in einer Freinetklasse in Kärnten by Resch, Uschi und Walter Hövel |
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Titel: | Sternenkinder meet Kamuffel. Zu Gast in einer Freinetklasse in Kärnten |
Autor: | Resch, Uschi und Walter Hövel | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 5 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
url: | |
Text:
Sternenkinder meet Kamuffel
Zu Gast in einer Freinetklasse in Kärnten
Wer benimmt sich schlecht,
wenn er sich gut fühlt?
Mauricio Wild
6.30 Uhr, mitten in unseren Ferien, werden wir geweckt. Eine Stunde später nähern wir uns der Eingangspforte einer Kärntner Schule. Warum müssen so viele Schulen auf der Welt sich so ähnlich sehen, diese etwas beklemmende Atmosphäre eines Einlasses zu einer Fabrik haben? Alle strömen auf diese Öffnung zu, um hinter Mauern im Innern einer Produktionsstätte zu verschwinden. Selbst die Lehrerinnen, die in einem etwas schnelleren Tempo an uns vorbei die Stiegen hoch eilen, sind sofort als solche identifizierbar. Seit unseren Kindertagen werden wir wohl dieses beklemmende Gefühl des "Beobachtetwordensein" nicht mehr los,
Wir treten in ein aufgeräumtes sauberes Haus ein, gehen einen Gang entlang, der breiter und heller ist als vergleichbare in Deutschland. Gegenüber der Klasse, in der wir hospitieren werden, sehen wir etwas Überraschendes: Käfige. Käfige für Jacken und anderes Gewand. Wozu gibt’s die, wenn sie nicht verschlossen werden? Bei der Raumknappheit, die in deutschen Schulen herrscht, hätten wir hier innen schon lange Arbeitsecken und kleine Gruppenräume eingerichtet.
Wir schauen in einen typischen Freinetgrundschulraum: das Lehrerpult ist, wohl mehr als Ablage dienend, zweckentfremdet gegen die Wand geschoben, Gruppentische und der freien Raum für den Kreis, Regale mit verschiedenen Materialien und einer bereits stattlichen Klassenbücherei, eine Wäscheleine mit Bildern und Blättern, eine Tischreihe entlang der Wand mit Druckerei, Blumen auf den Fensterbänken, das Korrespondenzbrett mit vielen Briefen und Kinderlyrikpostkarten, eine Wandzeitung, Plakate mit Projektdokumentationen und ein Tisch mit Karteien...
Innerhalb der nächsten viertel Stunde füllen die ankommenden Erstklassler den Raum, auch dies in einer Manier, die typisch ist für Freinetklassen. Sie reden miteinander, zeigen einander Dinge, andere fangen an zu arbeiten,... Auffallend ist die Ruhe und Gelassenheit, mit der die Kinder ankommen. Im Vergleich zu deutschen Schulklassen fällt uns immer wieder auf, dass die Kinder in österreichischen Freinetklassen weniger Aggression und Unausgeglichenheit aus ihrer gesellschaftlichen und familiären Umgebung mitzubringen scheinen.
Pia-Maria Rabensteiner, die Lehrerin, muss nicht um Ruhe bitten, als sich die Kinder in den Kreis setzten sollen. Sie sagt´s in einem normalen Tonfall und dezenter Lautstärke, und die Kids nehmen ihre Stühle und kommen in den Kreis.
Die Kinder sind das Hospitieren gewöhnt. Wir, zwei Erwachsene und zwei Buben, Erstklässler aus Deutschland, werden weder als störende noch als lästige Gäste behandelt. Wir werden als ein Stück Leben, das in die Schule gelangte, gesehen, und im Nu ist das Leben Ausgangspunkt des Lernens.
Dies ist einer der originärsten Gedanken der Freinetpädagogik, nicht Schulbücher, didaktisch durchwirkte Materialien oder der Lehrvortrag mit präpariertem Lernstoff stehen an erster Stelle des Unterrichts, sondern die Menschen und die Welt selbst. Alle "zufälligen" Ereignisse des Lebens, die in die Klasse gelangen, werden "systematisch" in den Mittelpunkt des Lernens und Lebens gerückt.
So ist schnell heraus gefunden, dass die beiden Jungs aus Deutschland, Max und Severin, Kinder aus einer der Korrespondenzklassen der Sternenkinder sind. Daraus entwickelt sich schnell der Unterrichtsgegenstand, der von Erwachsenen nur schwerlich planbar gewesen wäre. Eine Freinetklasse im ersten Schuljahr findet ihn ganz natürlich "ohne nachzudenken". Die alles entscheidende Frage an Max und Severin, Kinder der lila Kamuffelklasse aus Eitorf in Deutschland, ist die Frage eines Sternenkindes, die sie seit Beginn der Korrespondenz zu plagen scheint: "Was sind lila Kamuffel?"
An dieser Stelle lohnt es sich, um den weiteren Fortgang des Unterrichts zu beschreiben, noch einmal die Arbeit im bzw. des Kreises zu beschreiben: Pia-Maria hatte ihre Sternenkinder in den Kreis gerufen und dann ausgezählt, wer den Kreis leitet.
Esther übernimmt ab sofort die Worterteilung und beginnt mit den Worten: "Ich begrüße euch im Morgenkreis." Noch einmal erklärt sie allen die "Aufzeigregel". Ein Kind fragt in den Raum: "Und wer sorgt für Stilligkeit?" Erst denkt Walter, dass es sich wieder einmal um ein österreichisches Wort ala "sekieren", "Häferl" oder "schirch" handelt. Vorsichtshalber fragt er aber leise nach. Es ist keines, sondern eine individuelle Wortschöpfung des Kindes. Niemand verbessert es, weder Lehrerin noch Mitschüler. Benni holt es aber wieder runter aus den Höhen der sprachlichen Kreativität und spricht erklärend in den Kreis: "Wenn jemand quatscht, geh´i hin und sog, seid´s leise."
Die Kinder beginnen damit, ihre Korrespondenzklassen aufzuzählen, die Regenbogenkinder aus Wien, die Sternschnuppenkinder auf dem Regenbogen aus Oberösterreich, die schnellen, blauen Delfine aus Ruppichteroth, die Bären aus Köln, die Klasse der Schule in Silbertal, die Ganztagesvolksschule II in Wien und die Lila Kamuffel aus Eitorf. "Das sind doch die, die seit Wochen nicht mehr geantwortet haben", bemerkt ein Kind, und Max und Severin schauen etwas peinlich, aber nicht lange, denn nun sind sie dran. "Ich bin ein Lila Kamuffel", stellen sie sich vor. Und bald erzählen sie, wie ihre Klasse den Namen gefunden hat, dass ein Teil der Decke lila gestrichen ist, dass es viele verschiedene Vorschläge gab.... Alle steigen ein, erzählen, wie die Sternenkinder den Namen fanden, dass die Jungs - zum Glück in der Minderheit - einen Namen mit "Monstern" wollten, im Endeffekt es aber so viele verschiedenen Vorschläge wie Kinder in der Klasse gab...
Und dann kam die Frage: "Was sind Lila Kamuffel?" Und Severin antwortet: "Ich kann euch eines malen." Viele verschiedene Bitten stürmen auf ihn ein: "Ja, an die Tafel:" "Ja, zeig es mir!"... Aber Severin, ebenfalls ein erfahrenes "Freinetkind" sagt: "Nein, nachher, nach dem Kreis, für alle, die wollen."
14 Kinder hockten am Boden und malen lila Kamuffeln. Dabei reden sie miteinander, kommentieren ihre Werke, erfinden Kamuffelgeschichten, bis der Vorschlag kommt: "Man kann den Kamuffeln auch Namen geben", und schon werden die Bögen vollgeschrieben mit den Namen. Faszinierend dabei ist, mit welcher Selbstverständlichkeit und Ruhe die Kinder das tun. Max und Severin gehören einfach dazu, und niemand würde merken, dass diese beiden Kinder nicht in diese Klasse gehen, sondern aus Deutschland zu Besuch sind.
Die anderen Kinder sitzen an ihren Tischen, einige rechnen, drei schreiben freie Texte, zwei schneiden nach einer Vorlage aus einem Buch Frösche aus, einer isst seine Jause, alle arbeiten in Ruhe, konzentriert, alleine zu zweit oder in größeren Gruppen.
Als um zehn nach neun das letzte Kamuffel gemalt, beschrieben und besprochen ist, geht die Arbeit nahtlos weiter: am Computer, an der Druckerei, mit der Englischlehrerin Myra.
Der bleibende Eindruck an diesem Besuch ist die Atmosphäre, die in der Klasse herrscht. Das scheinbar selbstverständliche Funktionieren einer solchen Freinet-Klasse. Je mehr dieser Klassen du siehst, um so mehr Verschiedenes und Gleiches siehst du. Egal in welches Land du kommst, findest du Freinet-Pädagogen, die mit Kindern so in der Klasse arbeiten.
Das immer neue gleiche Erlebnis ist das Selbstbewusstsein, die Natürlichkeit und die Selbständigkeit der Kinder in dieser Atmosphäre des Arbeitsortes ohne Zwang und der Zusammenarbeit aller in großer Zufriedenheit.
Dass dies alles so funktioniert liegt an den Lehrern und Lehrerinnen, die Freinet-Pädagogik leben. Denn es ist vor allem die Einstellung dieser, die das Lernen der Kinder auf diese Weise fördern, wo Kinder nicht im Unterricht Lehrstoff als Instantfutter mit Motivationsaroma gefüttert bekommen, sondern so die eigenen Bedürfnisse und trotz "Schule" zum Mittelpunkt eines Lern-Lebens in der Schule werden.
von Uschi Resch und Walter Hövel/Deuschland
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ID: 3096 | hinzugefügt von Jürgen an 02:49 - 22.11.2007 |
title: Freinet Workshop - ein Bericht by Schartner, Aloisia / Mag. Lausegger, Irene |
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Titel: | Freinet Workshop - ein Bericht |
Autor: | Schartner, Aloisia / Mag. Lausegger, Irene | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
FREINET WORKSHOP - EIN BERICHT
Im Rahmen des Zusatzstudiums Reformpädagogik an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten fand vom 16. - 18. Jänner 1998 ein Freinet-Workshop in der Klasse von Mag. Pia-Maria Rabensteiner statt. Ein besonders Dankeschön möchten wir auf diesem Wege Pia-Maria und Gerhard zukommen lassen, die uns mit viel Idealismus und Freude die Freinet-Pädagogik nahegebracht haben.
Zu Beginn dieses Workshops konnten wir den Klassenrat der ersten Freinet-Klasse miterleben. Bewundernswert dabei war die Reife der Kinder, ihre Art zu formulieren und sich an die vereinbarten Regeln zu halten. Im Anschluß daran gab es eine Reflexion der Hospitation und eine Einführung in Leben und Theorie Celestin Freinets.
Durch den Workshop hatten wir die Möglichkeit, uns in die Situation der Kinder zu versetzen. Wir konnten:
den Morgen- und Abschlußkreis, sowie den Klassenrat moderieren und protokollieren;
die Arbeit in verschiedenen Ateliers erproben - z. B.
experimentieren, freie Texte selbst verfassen und drucken,
mit dem Computer arbeiten,
mit oder ohne Musik malen, kreativ sein,
uns in die aufgelegte Literatur vertiefen,
Lernmaterialien kennenlernen.
Das gemeinsame Interesse an Freinet-Pädagogik war ein verbindender Faktor von Beginn an. Dieses verbindende Element kam besonders schön in der gemeinsamen Jause zum Ausdruck, die auch als Anknüpfungspunkt für weiterführende Diskussionen genutzt wurde.
Ein wesentlicher Bestandteil der Freinet-Pädagogik ist die Orientierung an den Interessen und Fähigkeiten der Kinder. Die Aufgabe der Freinet-LehrerInnen besteht darin, den Verschiedenheiten der Kinder Rechnung zu tragen, sie zu respektieren und zu akzeptieren und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich zu einer für sich selbst verantwortlichen Persönlichkeit zu entfalten.
Ganz wichtig erschien uns in diesem Zusammenhang die Vorführung von Videoaufnahmen, die einen Einblick in den Schulalltag einer Freinet-Klasse erlaubten.
Darauf aufbauend, beinhaltete eine Aufgabenstellung, die Rechte der Kinder innerhalb der Klasse, der Familie und der Gesellschaft aufzuzeigen. Die Lösung sollte in Form einer Plakatgestaltung festgehalten werden. Ein besonders gelungenes Exemplar verblieb in der Schule.
Am Ende dieses Workshops konnten alle TeilnehmerInnen ein selbstverfasstes und selbstgebundenes Buch in Händen halten. Aus diesem Workshop haben wie die Erkenntnis gewonnen, mit Celestin Freinet auf dem richtigen Weg zu sein. Wir würden und wünschen, dass noch viele Kinder die Möglichkeit haben, nach diesen Ideen unterrichtet zu werden.
Schartner Aloisia/Mag. Lausegger Irene
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ID: 3089 | hinzugefügt von Jürgen an 02:22 - 22.11.2007 |
title: Korrespondenz by Suttner, Lisi |
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Titel: | Korrespondenz |
Autor: | Suttner, Lisi | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 5 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Korrespondenz
Freinetpädagogik ist immer noch eine unangepasste, weil im Ursprung radikale und revolutionäre Pädagogik. Die Vereinnahmung einzelner Elemente für den herkömmlichen Unterricht entspricht keinesfalls dem Grundgedanken Freinets.
Vereinnahmung?
Besonders bedenklich erscheint mir der Einsatz des freien Textes als didaktisches Rezept. Ist es doch das gesamte Ensemble der Elemente, das die Freinetpädagogik bestimmt.
"Auch darf die Pädagogik der Freinet-Bewegung insgesamt nicht als Summe von Methoden, didaktischen Tips oder gar lernzielorientierten Curriculum-Splittern verstanden werden."
Didaktische Rezepte?
Korrespondenz macht nur Sinn, wenn sie in die Arbeitspädagogik Freinets eingebunden stattfindet. Leider wird dies immer noch oft missverstanden:
"Zeitung und Korrespondenz.......Hier ergibt sich die didaktische Gelegenheit, ‘den Kindern das Wort zu geben’."
Für mich als Freinetlehrerin ist der Ausdruck "didaktische Gelegenheit" in diesem Zusammenhang unpassend.
Blickt man auf C. Freinets Forderungen zur Veränderung unseres Schulwesens wird klar, dass es nicht um didaktische Gelegenheiten, sondern um die prinzipielle Einstellung zu den Kindern geht.
"1. Die Schule hat von den Bedürfnissen des Kindes auszugehen.
2. Alle Erziehung hat naturnah und nach natürlichen Methoden vorzugehen."
Schreiben für die Schule?
Die Schaffung eines Klassenklimas, das freien Ausdruck ermöglicht, könnte nicht gelingen, wäre sie didaktische Finte.
Es wird nicht für die Schule geschrieben.
Vielmehr "muss das Schreiben von der herrschenden Form der Didaktik befreit werden. Dies kann dadurch geschehen, das Schreiben in den wirklichen Formen gesellschaftlicher Kommunikation betrieben wird."
"Schriftsprache, deren Erwerb nicht selten Anstrengung gekostet hat, wird beim Briefeschreiben in ihrem ureigenen Sinne, dem der Kommunikation, gebraucht und erlebt und als bereichernd empfunden."
Der freie Text versteht sich zunächst einmal als soziale Tätigkeit.
Die Maxime Freinets "den Kindern das Wort zu geben" prägt auch die Klassenkorrespondenz.
Und in der Praxis?
In meiner Klasse begannen die Kinder bereits auf der ersten Schulstufe durch die Wandzeitung , Austausch von Zeichnungen, die Klassenzeitung und kleine Briefe zu korrespondieren.
In der zweiten Klasse wurde mein Vorschlag mit einer anderen Freinet-Klasse einen Briefwechsel zu beginnen begeistert aufgenommen. Es gefiel den Kindern, dass Pia-Maria, die Lehrerin unserer zukünftigen Partnerklasse schon einmal bei uns zu Besuch war, und dass wir also Post aus Kärnten (einem anderen Bundesland!) erhalten würden.
Pias Klasse, damals eine erste Schulstufe, machte den Anfang.
Wir machten eine Wand im Klassenraum frei und hängten alle erhaltenen Zeichnungen und Briefe auf.
Pia hatte eine Namensliste aller Kärntner Kinder mitgeschickt. Spontan wurde entschieden, dass sich jede(r) von dieser Liste eine(n) BriefpartnerIn aussuchen sollte.
Das ging zu meinem Erstaunen völlig ohne Streitigkeiten; die meisten Kinder fühlten sich sofort einem Namen zugehörig.
Die Briefe, die die Kinder dann verfassten, fielen höchst unterschiedlich aus, was Länge und Ausführung betrifft. Einige trauten sich noch nicht an einen Text heran und schickten lieber eine Zeichnung ab. Allen war es wichtig sich vorzustellen und die meisten Kinder hatten gleich auch Fragen an ihre BriefpartnerInnen: Wie siehst du aus? Wie alt bist du? Hast du Geschwister? Wer ist dein(e) beste(r) FreundIn in der Klasse? ...
Im Klassenrat wurde ausgemacht, dass auch etwas Gemeinsames von uns nach Kärnten geschickt werden sollte. Wir bastelten ein Memory-Spiel.
Als dann kurz vor Weihnachten nicht nur die Antwortbriefe, sondern auch Pakete mit selbstgemachten Keksen von den Sternenkindern aus Viktring bei uns ankamen, war die Freude groß.
Nun gehen wir schon ins zweite Jahr unserer Korrespondenz. Die Briefe werden länger, Fotos und Erlebnisse werden ausgetauscht.
Wir sprechen oft über unsere Partnerklasse; Briefe werden vorgelesen, oder auch bewusst bei sich behalten (alle sind stolz, dass sie mit dem Briefgeheimnis umgehen können).
Die Korrespondenz ist also nicht nur Kommunikationsmittel, sondern regt diese auch an. Sie gibt den Kindern die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und sie zu pflegen.
Der Wunsch der Kinder "Fremdem" zu begegnen hat mittlerweile dazu geführt, dass wir einen (noch etwas losen) Briefwechsel mit einer dritten Volksschuklasse in Lahti (Finnland) begonnen haben. Wir schicken mit unseren Briefen auch englische Übersetzungen mit, und schlagen im Wörterbuch, das ein Kind mitgebracht hat, immer wieder finnische Wörter nach.
Die Korrespondenz ist nicht nur Schreiben, das Sinn macht, sondern erweitert unseren Horizont auf allen Ebenen.
Lisi Suttner, Zechnerschule, Wien
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ID: 3097 | hinzugefügt von Jürgen an 02:53 - 22.11.2007 |
title: Arbeit in der 1. Klasse mit dem Arbeitsplan und Arbeitsbericht by Traar, Beate |
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Titel: | Arbeit in der 1. Klasse mit dem Arbeitsplan und Arbeitsbericht |
Autor: | Traar, Beate | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Viktring, in: Freinet-Kooperativ 3 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1998 | | |
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Text:
Arbeit in der 1. Klasse mit dem Arbeitsplan und Arbeitsbericht
Seit Herbst 1997 arbeite ich in einer 1. Klasse in Klagenfurt. Vom Schulbeginn an versuchte ich, freinetpädagogische Prinzipien des Arbeitens und miteinander Lebens mit der Klasse umzusetzen. Bis Weihnachten ließ ich die Kinder ihre Arbeiten in den Freiarbeitsphasen ohne schriftliche Planung auswählen. Besprochen wurden die Freiarbeitsphasen und manche speziellen Arbeiten im Klassenrat. Auf Wunsch der Kinder erarbeiteten wir in den ersten 3 Wochen gemeinsam neue Buchstaben. Dies verselbständigte sich - sie wollten individuell und jedes Kind andere Buchstaben er- und bearbeiten. Parallel dazu "schrieben" sie bereits erste freie Texte in Form von Bild-Wort-Symbol-Aufzeichnungen. Sehr oft zeichneten sie eine Geschichte und ich schrieb sie auf, wozu ich in den Freiarbeitsphasen Zeit hatte. Sonst wählten die Kinder aus ihren jeweiligen Interessensschwerpunkten heraus ihre Tätigkeiten. Nach den Weihnachtsferien führte ich die Arbeit mit Arbeitsplan und Arbeitsbericht ein. Die Kinder sollen fähig werden, bestimmte Ziele/Wege/Arbeitsschritte zu planen, durchzuführen und darüber (mit Datum) zu berichten: was, wo, wie wurde gearbeitet. Einzige Vorgabe: jede Woche 1 Buchstaben zu be- und erarbeiten. Zu Beginn war dieses Planen und Berichten für die Kinder schwierig. Sie konnten schwer mit dem "Zerhacken" ihres Arbeitsflusses umgehen. Sie mußten sich täglich am Beginn der Freiarbeitsphase (Planungsphase) überlegen und aufschreiben, was sie arbeiten wollten und am Ende natürlich ihre Aufzeichnungen über die durchgeführten Arbeiten erledigen. Die ersten 3 Wochen mit dem Arbeitsplan waren gezeichnet von Unruhe, Überforderungsgefühlen, bei manchen Kindern mit Unwollen und Unsicherheit.
Als die Kinder erkennen konnten, dass es ihre Arbeit aber auch erleichterte bzw. übersichtlicher gestaltete, gingen sie "leichthändig" damit um. Nach diesem Zeitraum allerdings stellten wir die tägliche Planung auf eine wöchentliche Planung um. Protokoll über die durchgeführte Arbeit sollen die Kinder täglich schreiben. Da sie eigenständiges Arbeiten gewöhnt sind, entspricht ihnen diese längerfristige Planung mehr, wobei dies nicht immer für alle Kinder gleich gültig ist.
Diese Form der Selbstorganisation bewährt sich insofern, als die Kinder sich alle Möglichkeiten zu lernen aussuchen können, aber sie bietet auch Hilfe für Kinder, die eine Strukturierung des Ablaufs brauchen.
Der Arbeitsplan und -bericht wird von mir über das Wochenende kontrolliert und unterzeichnet, am Montag den Kindern zurückgegeben, damit sie und ihre Eltern diese ebenfalls mit Unterschrift zur Kenntnis nehmen können.
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ID: 3086 | hinzugefügt von Jürgen an 02:14 - 22.11.2007 |
title: Freier Text - Baustein 2 der freinetpädagogische Entwicklungsreihe by Watzke, Michaela |
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Titel: | Freier Text - Baustein 2 der freinetpädagogische Entwicklungsreihe |
Autor: | Watzke, Michaela | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Klagenfurt | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1999 | | |
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Text:
Freier Text (17. Juni 1999 – 19. Juni 1999)
Am Donnerstag, den 17.6.1999 trafen sich wieder über 30 Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen Schultypen, wie auch aus dem Kindergartenbereich, um am 2. Baustein der freinetpädagogischen Entwicklungsreihe teilzunehmen. Die zweieinhalb Tage standen unter dem Schwerpunktthema "Der freie Text". Als Referenten konnten die erfahrenen Freinetpädagogen Uschi Resch und Walter Hövel aus Deutschland gewonnen werden.
Schon in der Vorstellungsrunde, wo jeder sein Verständnis von freiem Text mitteilte, wurde uns klar, dass eine einheitliche Betrachtungsweise dieser Thematik kaum gefunden werden kann. Dies lag auch nie in der Absicht Celestin Freinets, der immer für die Vielfalt in seiner Pädagogik eintrat. Der Freiheitsbegriff zu Zeiten Freinets bezog sich auf eine "Befreiung von verschultem Lernen". Für ihn stand das Zulassen der Organisation des eigenen Lernprozesses im Vordergrund. Der Lehrer und die Lehrerin helfen bei dieser Organisation des eigenen Lernprozesses, indem sie Anregungen und Impulse geben und über ein Repertoire an Techniken verfügen, die es Kindern ermöglicht eigene Texte zu erstellen und darin Sinn zu erkennen. Texte werden für Kinder sinnvoll, wenn sie dazu dienen eigene Erfahrungen anderen mitzuteilen. Dies geschieht durch regelmäßigen Briefkontakt innerhalb der Klasse, mit Partnerklassen in anderen Ländern, durch Beiträge in eigenen Zeitschriften, durch Theateraufführungen, über das Internet usw..
So waren wir schon gespannt auf neue Techniken, die wir an uns selbst erfahren sollten. In vielen von uns keimten Ängste auf, ob uns das freie Schreiben gelingen würde. Erinnerungen an die eigenen Schulzeit stiegen auf, wo Aufsätze oft "konstruiert" und unpassende Umschreibungen gewählt wurden, um nur ja nicht zu viele Rechtschreibfehler zu machen. Andere waren wieder voll Schreiblust und freuten sich sehr auf das konkrete Handeln. Hier sollen nun einige der Techniken vorgestellt werden.
Alle Möglichkeiten (ABC, AB, AC, BC)
Jeder schrieb 3 Begriffe auf, die einem wichtig sind. Sie sollten in all ihren Kombinationen aufgeschrieben werden und zuletzt sollte ein eigener Schluss dazu gefunden werden.
Natur – Zufriedenheit – Lachen Leben – lieben - lachen
Natur und Zufriedenheit, Leben und lieben
Zufriedenheit und Lachen, Leben und lachen
Lachen und Natur, lieben und lachen
.......... was will ich mehr?
Die Texte wurden vorgelesen und siehe da, lauter kleine Kunstwerke waren entstanden und kein Text glich dem anderen.
Diese Texte könnten nun mit Bildern kombiniert werden, ja kleine Bücher könnten daraus entstehen. Die Darstellung der Begriffe in Pantomime ergab ein lustiges Rollenspiel. Und das alles mit nur 3 Begriffen! Wir staunten und waren überhaupt nicht sprachlos.
Lichterklangtext
Der Raum wurde verdunkelt, kleine Teelichter wurden angezündet und jeder betrachtete den Kerzenschein, während mit verschiedensten Materialien Klänge erzeugt wurden. Zu Licht und Klang sollte der Gedanke dazu aufgeschrieben werden. Anschließend erfolgte die Dichterlesung.
Wolkenscheinwörter
Wir setzten aus zwei Substantiven Wörter mit neuem Sinn zusammen.
Z.B.: Steinschauer, Wasserblitz, Augensturz, Zauberzapfen,.....
Aus dieser Wörtersammlung können einige Wörter ausgesucht und Geschichten damit geschrieben werden. Es entstanden Texte, Gedichte, Wetterberichte, Liebesbriefe.
Ich-Texte
Ich bin wie eine Lampe, nur nicht so hell.
Ich bin wie eine Nadel, nur nicht so spitz.
Ich bin wie mein Vater, nur nicht ......
Variationen:
Solche Ideen können im Sitzkreis gemeinsam entwickelt werden.
z.B. 2 Adjektive, dazu ein Bild, eine Tätigkeit, ein Aber-Satz.
Ich bin rund und groß,
ich bin ein Ball.
Ich kann ......,
aber ....... .
Der nächste Tag begann für alle von uns mit einer faszinierenden Farberfahrung. Wir hatten uns je nach Vorliebe für die Farbe Rot oder Blau in zwei Gruppen aufgeteilt und verschiedenste Gegenstände in diesen Farben mitgebracht. Der Morgen begann mit dem Tischdecken, wobei in getrennten Räumen auf rotem bzw. blauem Seidenpapier die Dinge nach Farbe getrennt aufgestellt wurden. Jede Gruppe setzte sich nun um ihren Tisch und jeder konnte seine Eindrücke, Gefühle und Wünsche mitteilen. Der gedeckte Tisch war Sprachanlass und auch Schreibanlass genug! Trotzdem einige Impulse:
Wir wirkt die Farbe auf jeden?
Welche Gefühle werden mit der Farbe verbunden?
Dialog der Dinge: Die blaue Vase unterhält sich mit dem blauen Handtuch
Blau unterhält sich mit Rot
Gespräch mit der anderen Gruppe
Freier Text
Es war uns ein Bedürfnis die zweite Farbe auch auf uns wirken zu lassen und jeder hatte so starke Eindrücke und Empfindungen, dass noch lange darüber gesprochen und geschrieben wurde. Solche Eigenerfahrungen sind in der Freinetpädagogik sehr wichtig. Über unsere eigenen Eindrücke und Erfahrungen können wir auch die Reaktionen anderer, besonders unserer Schüler besser verstehen und akzeptieren.
Uschi Resch stellte uns ein Walprojekt vor, das sie mit ihrer Klasse durchgeführt hatte. Ein Schüler schrieb eine Walgeschichte, die solchen Anklang bei seinen Mitschülern fand, dass sie beschlossen daraus ein Theaterstück entstehen zu lassen. Eltern fertigten die Kostüme an und nach einigen Proben wurde die Walgeschichte den Eltern vorgeführt. Wir konnten die Geschichte durch ein Video miterleben und anschließend entspann sich eine rege Diskussion über besondere Begabungen der Kinder und über die Korrektur von freien Texten.
Danach bestand die Möglichkeit in angebotenen Ateliers eigene Texte zu verfassen oder die Druckerei zu benützen. Ebenso standen einige Computer zur Verfügung, um auch auf diesem Weg Texte zu schreiben und zu gestalten. Die Pausen dienten nicht nur der Erfrischung, viele Erfahrungen wurden ausgetauscht und so manche fühlten sich in der Art und Weise ihres Unterrichts bestärkt.
Am Nachmittag lernten wir die Rasterlyrik kennen. Dabei sollte ein Text zu drei recht anspruchsvollen Begriffen (Freiheit, Ich, Sprache) geschrieben werden. Wir konnten einen beliebigen Platz wählen, die Atmosphäre sollte stimmig sein. Wieder zusammengekommen, setzten wir uns in kleinen Gruppen zusammen und lasen still die anderen vier Texte. Dabei suchten wir aus jedem Text eine Stelle, die uns besonders ansprach heraus und schrieben sie auf ein kleines Blatt. In der Zwischenzeit entstand an einer Wandtafel ein Rasterfeld wo Spalten und Zeilen mit unseren Namen versehen waren. Das jeweilige Zitat wurde nun in das richtige Feld geklebt. Bald war unser Raster voll. Nun schrieb jeder Teilnehmer der Gruppe einen neuen Text, wobei nur diese Zitate verwendet werden sollten. In der anschließenden Dichterlesung waren wir stolz auf unsere lyrischen Werke.
das ich war auf der suche nach der freiheit doch es lief gegen mauern
das ich war auf der suche nach seiner sprache doch es blieb stumm
das ich war auf der suche nach dir doch es fand dich nicht
die sprache war auf der suche der freiheit doch sie ging fehl
die sprache war auf der suche nach dem ich doch sie verirrte sich
die sprache war auf der suche nach dir doch du warst weg
die freiheit war auf der suche nach der sprache doch sie war unauffindbar
die freiheit war auf der suche nach dem ich doch es war verschollen
die freiheit war auf der suche nach dir und endlich warst du da
Da wir an diesem Tag sehr stark gefordert wurden, gingen viele von uns recht müde aber voll mit neuen Eindrücken und Erfahrungen nach Hause. Am letzten Seminartag lernten wir weitere Techniken des freien Textes kennen. Besonders ansprechend waren die Kettengeschichte, der Schementext und das Papierschnipselbild. Alle drei Techniken verbinden künstlerisch-kreative Elemente mit dem freien Text.
Der Schementext
Auf ein Blatt Papier soll nach Anleitung mit schräg gehaltenem Bleistift nur schemenhaft gezeichnet werden. Zuerst sucht man in Gedanken einen Ort in der Natur, an dem man sich sehr wohl gefühlt hat. Nun beginnt man schemenhaft zu zeichnen:
zuerst die Bodenlinie in die Mitte des Blattes
die Horizontlinie
den Himmel (mit Wolken,.....)
alles was sich unter der Erde befindet
alles was sich auf der Bodenlinie befindet
den Hintergrund
alles was tief unter der Erde sein könnte
sich selbst oder eine Kleinigkeit oder etwas Unsinniges, was nicht hineinpasst
Nachdem nun ein Bild entstanden ist, beginnt man in der gleichen Reihenfolge seine Gedanken dazu zu schreiben.
auf die Bodenlinie
auf die Horizontlinie
in den Himmel
......
In der Dichterlesung trägt jeder seine Gedanken in der Reihenfolge vom oberen bis zum unteren Rand des Bildes vor. Bild und Text sind zu einer Einheit geworden. Zu dieser Art von Text gibt es viele Variationsmöglichkeiten. Z.B. In der Großstadt, Phantasiewelt, eine Märchenszene, in Afrika...
Am letzten Nachmittag wurden wir in die Geheimnisse der Buchbinderei eingeweiht und stellten eigenhändig wunderschöne Mappen und Bücher her.
Wir alle waren beeindruckt, wie frei wir unsere Gedanken durch diese phantasievollen Techniken zu Papier bringen konnten. Uschi und Walter hatten uns auf einen neuen Weg geführt und uns Impulse und Anleitungen zum eigenen Beschreiten gegeben. Wir waren nicht nur gekommen um Techniken abzuholen, wir hatten sie durchlebt, erlebt und ihre Ergebnisse in unseren Händen und Köpfen. Kein Papier ist nötig um etwas nachzulesen, wir haben sie verinnerlicht. Das ist Lernen im Sinne von Celestin Freinet!
Vielen Dank an unsere Referenten Uschi Resch und Walter Hövel!
Michaela Watzke
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ID: 3102 | hinzugefügt von Jürgen an 20:45 - 22.11.2007 |
title: Demokratie in der Klasse, Baustein 1 der Freinetpädagogischen Entwicklungsreihe by Wrulich, Andrea und Maier, Inge |
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Titel: | Demokratie in der Klasse, Baustein 1 der Freinetpädagogischen Entwicklungsreihe |
Autor: | Wrulich, Andrea und Maier, Inge | Sprache: | deutsch |
Quelle: | Klagenfurt, in: Freinet Kooperativ Heft 5 | Quellentyp: | Artikel aus Zeitschrift |
veröffentlicht am: | DD.MM.1999 | | |
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Text:
Freinetpädagogische Entwicklungsreihe – Baustein 1:
Demokratie in der Klasse (11. März 1999 – 13. März 1999)
Wie bereits in unserer letzten Ausgabe angekündigt, veranstaltet der Verein Kooperative Freinet gemeinsam mit dem Pädagogischen Institut des Bundes in Kärnten die freinetpädagogische Entwicklungsreihe. Nach den vielen vereinsinternen Gesprächen über das Warum? Wie? Wann? Wo? und die Ankündigung im PI-Programm warteten wir alle gespannt darauf, wieviel KollegInnen sich für diese Entwicklungsreihe interessieren und sich mit der Freinet-Pädagogik auseinandersetzen wollen.
Mehr als 60 KollegInnen bekundeten mit ihrer Anmeldung ihr Interesse. Wir waren ob der großen Interessentenschar sehr erstaunt, vor allem aber sehr erfreut. Die anfänglich geringer geplante Gruppengröße wurde verändert und mit nunmehr 34 TeilnehmerInnen wurde mit dem Baustein 1 "Demokratie in der Klasse" begonnen.
Da die freinetpädagogische Entwicklungsreihe zwei Jahre lang dauert, wird auch von jeder Teilnehmerin/jedem Teilnehmer ein Entwicklungstagebuch geführt, um den eigenen Entwicklungsprozess schriftlich festzuhalten. Dieses Tagebuch dient später auch als Grundlage für die Präsentation am Ende der freinetpädagogischen Entwicklungsreihe, da die KollegInnen aufgefordert sind, die Anregungen, die sie während der Entwicklungsreihe erhalten und die selbst aktiv erprobten und erlebten Arbeiten in den Ateliers in der eigenen Klasse umzusetzen, zu dokumentieren und zu evaluieren.
Meinungen und Eindrücke aus Baustein 1 "Demokratie in der Klasse":
Endlich konnte eine – lang ersehnte und letztlich hart erkämpfte - Fortbildungsveranstaltung am Donnerstag, den 12. März 1999 gestartet werden. Als wir das Ausbildungskonzept lasen, hat uns schon der Titel "Freinetpädagogische Entwicklungsreihe" besonders gut gefallen. Hier geht es nicht um die Vermittlung eines fertigen Konzeptes, sondern um die Vorstellung der freinetischen Grundprinzipien und die Möglichkeit der Umsetzung, die jeder nach seiner persönlichen Vorstellung gestalten kann.
Nach dem einführenden Gespräch und der formalen und bürokratischen Abwicklung stellten sich alle Teilnehmer kurz vor. Das Interesse an der Freinetpädagogik ist nicht nur im Volksschulbereich deutlich spürbar, sondern zeigt sich auch bei KollegInnen der Hauptschule, AHS und der Kindergartenpädagogik.
Nach der Vorstellungsrunde wurden die Teilnehmer mittels Zufallsprinzips – ziehen von Kärtchen – in zwei Stammgruppen geteilt, die dann jeweils von den beiden Referenten Pia-Maria Rabensteiner und Beate Traar mit den Eckpfeilern der Freinetpädagogik vertraut gemacht wurden. Der besondere Schwerpunkt dieses ersten Bausteines galt der " Demokratie in der Klasse". In sehr praxisbezogenen Vorträgen wurden die Kreisgespräche, wie Klassenrat, Morgenkreis und Präsentationsrunde erläutert. Es gab immer wieder Zeit für Fragen, Tipps und Berichte aus dem eigenen Unterricht.
Am Freitag schlossen sich die Teilnehmer zu Studiengruppen (4-5 Personen) zusammen, und diskutierten über die "Rechte der Kinder". Es entstanden sehr phantasievolle und kreative Plakate, die anschließend im Plenum präsentiert wurden.
Zum Abschluss sahen wir den Film "Freinet, des is was für alle Kinder", der uns Einblick in die Lebenswelt von Célestin Freinet gab und freinetorientierten Unterricht in verschiedenen Schulformen zeigte. Das gesellige Beisammensein kam nicht zu kurz, denn wir trafen uns zu einem gemeinsamen Abendessen, das nicht nur dem kulinarischen Genuss diente, sondern auch rege Diskussionen über freinetische Arbeitsweisen und deren Umsetzung im Unterricht entfachte.
Der Samstag begann mit einem Morgenkreis in der Stammgruppe. Eine Teilnehmerin übernahm die Diskussionsleitung und schrieb auch gleich ein Protokoll. Die Wortmeldungen zeigten, dass bei vielen ein Prozess des Vergleichens mit dem eigenen Unterricht und die Verarbeitung mit den neuen Informationen bereits begonnen hatte. Diese intensive Auseinandersetzung war für einige sogar "körperlich" spürbar. Auch unsere Referentin, Beate Traar, stellte fest, dass ein geplantes Konzept oft nur schwer durchführbar ist, wenn man es zulässt auf Fragen und Anregungen einzugehen. Da unsere Gruppe oft an praxisorientierten Ausführungen interessiert war, blieb für andere Punkte, die planmäßig vorgesehen waren, weniger Zeit.
Auch hier kamen wieder die freneitischen Prinzipien zur Anwendung:
Eingehen auf die Interessen der Gruppe, Wertschätzung jeder Meinung und die Offenheit in der anschließenden Reflexion. Natürlich mussten auch wir wissenschaftlich arbeiten. Drei pädagogische Texte standen zur Auswahl. In individuellen Gruppen wurden diese besprochen und deren Endergebnisse auf verschiedene Arten im Plenum vorgestellt. Diese Präsentation war für uns ein besonderes Erlebnis. Von Plakaten, Selbstdarstellungen gruppendynamischer Prozesse, bis zur pantomimischen Darstellung wurden uns die Inhalte der Texte auf vielfältigste Weise dargestellt. Da die Aufarbeitung der Texte den Gruppen sehr viel abverlangte, war das Ergebnis bei einigen emotionsgeladen, bei anderen wiederum sachlich orientiert. Auch diese Präsentationsrunde wurde von einer Teilnehmerin geleitet, die auch die anschließende Diskussion führte.
Danach wurde uns die Wochenplanarbeit vorgestellt, bei der die Kinder die Möglichkeit der persönlichen Gestaltung der Themen mitbestimmen können. Auch die Ämter, in Bezug der Selbstverwaltung der Klasse, wurden besprochen und anhand einiger Beispiele aus der Praxis dokumentiert. In den Pausen hatten wir die Möglichkeit in Büchern der Kindern zu lesen, in der reichlich vorhandenen Literatur zu schmökern und Karteikästen zu den vielfältigsten Themen durchzuschauen.
Zwischendurch war auch immer Zeit für die eigenen Tagebucheintragungen. Dieses Tagebuch wird nun unser ständiger Begleiter bei den Seminaren der freinetpädagogischen Entwicklungsreihe und auch bei unserer täglichen Arbeit in der Klasse sein. Hier kann die persönliche Umsetzung freinetischer Gedanken im eigenen Unterricht – deren Ergebnisse, Eindrücke, Erfolge und eventuelle Misserfolge schriftlich festgehalten werden.
Nach der "Kopfarbeit" wurde eine gemeinsame Jause hergerichtet und allen schmeckte das vielseitige Angebot an kulinarischen Genüssen, da jeder einen Beitrag dazu geleistet hatte. Auch hier gab es noch rege Gespräche und die Themen waren sehr vielfältig.
Im Schlussplenum waren die Wünsche und Anregungen der Teilnehmer gefragt.
Hospitationen in bereits bestehenden Freinet-Klassen
Hospitationen auch für HauptschullehrerInnen
Ein Fragebogen rundete das Programm ab, in dem wir eine kurze Reflexion unserseits kundgaben.
Für viele von uns beginnt nun – nach dem ersten Baustein der freinetpädagogischen Entwicklungsreihe eine Zeit des "Verdauens", des Nachdenkens und der Analyse des eigenen Unterrichtes. "Wie gestalte ich meinen Unterricht?" – "Kann ich einige freinetbezogene Inhalte in mein Unterrichtsgeschehen einbauen?" – "Will und werde ich meinen Unterricht verändern?" Wir glauben, dass gerade diese Fragen viele TeilnehmerInnen in der kommenden Zeit beschäftigen werden und freuen uns schon auf die Rückmeldungen und das nächste Zusammentreffen mit der Gruppe im Juni zum 2. Baustein der freinetischen Entwicklungsreihe.
Andrea Wrulich und Inge Maier; Sonderpädagogisches Zentrum 1, Klagenfurt
Schlagworte:
fr_koop_5, lit-1999_art, Klassenrat,
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ID: 3101 | hinzugefügt von Jürgen an 20:42 - 22.11.2007 |
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